Studie: Corona belastet pflegende Angehörige zusätzlich

Studie: Corona belastet pflegende Angehörige zusätzlich
Grünen-Fraktion schlägt eine kommunale Notfall-Hotline vor
Die Pflege von Angehörigen war schon vor Corona oft eine extreme Belastung. Nun ist während der Pandemie die Lage noch deutlich schlechter geworden, wie eine Studie belegt. Gewohnte Unterstützungsstrukturen sind weggefallen.

Berlin (epd). Pflegende Angehörige fühlen sich einer Untersuchung zufolge in der Corona-Krise zusätzlich belastet. Rund ein Drittel von ihnen erlebt eine Verschlechterung der Pflegesituation, wie aus einer Studie hervorgeht, die das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) und die Berliner Charité am Dienstag in Berlin veröffentlichten. 24 Prozent sind demnach besorgt, die Pflege allein nicht mehr zu schaffen. Besonders schwierig sei die Situation für Angehörige von Menschen mit Demenz, hieß es. Die Grünen forderten unbürokratische Hilfen und schlugen eine kommunal betriebene Notfall-Hotline vor.

Etwa 4,7 Millionen pflegende Angehörige tragen einen erheblichen Teil zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen in Deutschland bei. Wie sie von der Krise zusätzlich betroffen sind und welche Folgen die Pandemie auf die eigene Pflegesituation hat, haben die Forscher jetzt untersucht. Dafür wurden bundesweit 1.000 Personen befragt.

32 Prozent der Befragten berichteten, die Situation habe sich angesichts der Pandemie verschlechtert. Dabei hätten Gefühle der Hilflosigkeit in der Pflegesituation bei 29 Prozent der Angehörigen zugenommen. Eine Steigerung belastender Konflikte mit der pflegebedürftigen Person gaben 24 Prozent an.

"Unsere Studie weist darauf hin, dass sich nicht wenige pflegende Angehörige mit zusätzlichen Sorgen im Gepäck durch die Corona-Zeit kämpfen müssen", sagte Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. In der Gemengelage von Infektionsrisiken, Kontaktbeschränkungen, Unterstützungsverlusten und ökonomischer Unsicherheit liege zusätzliches Überlastungspotenzial.

Angehörige von Menschen mit Demenz spüren Auswirkungen der Krise noch häufiger. Von ihnen nehmen 41 Prozent die Pflegesituation als zugespitzt wahr. Eine Überforderung damit gibt über ein Drittel an. In Sorge, die häusliche Pflege nicht mehr zu schaffen, sind laut der Untersuchung sogar 35 Prozent.

Kordula Schulz-Asche, Sprecherin für Alten- und Pflegepolitik der Grünen-Fraktion im Bundestag, sagte, pflegende Angehörige sollten ein Corona-Pflegegeld erhalten, wenn gewohnte Betreuungs- und Unterstützungsangebote nicht mehr zur Verfügung stehen. Andernfalls folge der pflegerischen auch noch eine wirtschaftliche Notsituation.

Gleichzeitig warb sie dafür, dass pflegende Familienangehörige mehr Unterstützung erhalten. "Deshalb wollen wir eine kommunal betriebene Notfall-Hotline und ein zentrales, digitales Register mit Notbetreuungseinrichtungen aufbauen, wo wichtige Informationen zusammenfließen und leichter gefunden werden können."