Klöckner gegen Dumpingpreise an der Fleischtheke

Klöckner gegen Dumpingpreise an der Fleischtheke
Verband der Verbraucherzentralen für weniger Fleischkonsum
Der Corona-Ausbruch beim Schlachtbetrieb Tönnies und die Produktionsbedingungen in der Branche haben eine Diskussion um den Fleischkonsum der Deutschen entfacht. Ministerin Klöckner kritisiert Dumpingpreise an der Fleischtheke und will mehr Tierwohl.

Frankfurt a.M. (epd). Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat Niedrigpreise an der Fleischtheke kritisiert. "Kaum ein anderes europäisches Land sticht so hervor mit Dumpingpreisen, mit Lockangeboten für Fleisch", sagte sie am Freitag im ARD-"Morgenmagazin". Künftig müsse die Tierwohlförderung mehr im Zentrum stehen. Die Verbraucherzentrale Bundesverband rät als Konsequenz aus dem Fall Tönnies zu weniger Fleischkonsum.

Klöckner hat gemeinsam mit den Landwirtschaftsministerinnen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, Ursula Heinen-Esser und Barbara Otte-Kinast (beide CDU), für Freitag zu einem "Branchengespräch Fleisch" nach Düsseldorf eingeladen. Dort soll über eine "Neujustierung der Tierhaltung" in Deutschland gesprochen werden.

Im ARD-"Morgenmagazin" sagte Klöckner, man könne sich kaum vorstellen, dass bei 17 Cent pro 100 Gramm Hühnerfleisch das Tierwohl berücksichtigt werden könne. "Wenn wir als Staat Geld in die Hand nehmen, muss mehr Tierwohl gefördert werden", sagte die Ministerin. Dies gelte auch für den Umbau von Ställen, wenn dies dem Tierwohl diene. Zudem strebt Klöckner an, dass künftig mehr dezentrale Schlachtereien geschaffen werden.

Auch die Verbraucherzentrale Bundesverband kritisierte die Bedingungen in der Fleischproduktion und plädierte für einen geringeren Fleischkonsum nach dem massiven Corona-Ausbruch bei dem Schlachtbetrieb Tönnies im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück. "Es gibt einfach eine große Gruppe, die von dem jetzigen System profitiert und kein Interesse an einer Änderung hat", sagte Verbandschef Klaus Müller im Bayerischen Rundfunk.

Es werde momentan alles dafür getan, dass Verbraucher nicht überprüfen könnten, unter welchen Bedingungen Fleisch produziert werde, kritisierte Müller. Zugleich empfahl er, weniger Fleisch zu essen. "Alle Ärzte sagen uns, es ist auch wesentlich gesünder für uns selber, wenn man hier ein bisschen Maß hält", sagte der Verbandschef. Außerdem sei zu viel Fleischproduktion "ein riesiges Problem für den Klimaschutz".

Müller erneuerte außerdem seine Forderung nach einem staatlichen Tierwohllabel. Schon der frühere Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) habe dieses angekündigt, aber es werde politisch nicht gewollt. Wichtig sei, dass sich die Produktionsbedingungen bei der Fleischproduktion ändern und dies der Verbraucher auch erkennen könne.