Papst Benedikt besucht kranken Bruder in Deutschland

Papst Benedikt besucht kranken Bruder in Deutschland
Es ist wahrscheinlich das letzte Mal, dass sich die beiden Brüder lebend begegnen: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. landete am Donnerstagvormittag in München, um seinen Bruder Georg an dessen Krankenbett zu besuchen.

Regensburg (epd). Der emeritierte Papst Benedikt XVI. besucht seinen kranken Bruder in Deutschland. Wie das Bistum Regensburg am Donnerstag mitteilte, landete der 93-jährige Papst emeritus am Donnerstagvormittag in München. Man heiße den emeritierten Papst herzlich in Deutschland willkommen, teilte die katholische Deutsche Bischofskonferenz mit. Benedikt XVI. wolle seinem Bruder Georg Ratzinger (96) nahe sein, dessen Gesundheitszustand sich verschlechtert habe, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.

Benedikt XVI. reist laut der offiziellen Internetseite Vaticannews in Begleitung seines Sekretärs, Erzbischof Georg Gänswein, dem Vize-Kommandanten der Schweizergarde, einem Arzt, einem Krankenpfleger und einer Haushälterin. Vatikansprecher Matteo Bruni betonte, er bleibe in Regensburg "so lange wie nötig". Der Papst emeritus soll die Entscheidung für die Reise kurzfristig getroffen haben, nachdem er sich mit Papst Franziskus beraten hatte.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte den emeritierten Papst in München in Empfang genommen und ihn auf der Weiterfahrt nach Regensburg begleitet. Der Papst emeritus soll während seines Aufenthalts im Priesterseminar des Bistums Regensburg wohnen.

Das Bistum bat die Öffentlichkeit in seiner Mitteilung, diese zutiefst persönliche Begegnung in ihrem privaten Rahmen zu belassen. "Sie ist ein Herzenswunsch der beiden hoch betagten Brüder und verträgt weder Fotos, noch öffentliche Auftritte, noch darüber hinausgehende Begegnungen."

Der aus Bayern stammende Joseph Ratzinger war 2011 als Papst das letzte Mal in seiner deutschen Heimat zu Besuch. 2013 hatte er sich nach acht Jahren von der Spitze der katholischen Kirchen zurückgezogen.

Georg Ratzinger wurde am 15. Januar 1924 in Pleiskirchen bei Altötting geboren. Seine musikalische Hochbegabung zeigte sich früh. Mit elf Jahren spielte er bereits die Orgel in der Kirche. Von 1964 bis 1994 leitete er den weltberühmten Knabenchor der Regensburger Domspatzen.

Im Sommer 2017 veröffentlichte die katholische Kirche ihren Bericht zu den Missbrauchsfällen bei den Domspatzen. Dabei stellte sich heraus, dass Ratzinger Teil des Gewaltsystems bei den Domspatzen war. Um "seine Vorstellungen von musikalischer Qualität durchzusetzen", habe Ratzinger auch nach 1980 "körperliche Gewalt zumindest in Einzelfällen" angewendet, hieß es im Bericht. Ratzinger selbst sprach von "Ohrfeigen" und sagte, dass er sich seit 1980 strikt an das gesetzliche Züchtigungsverbot gehalten habe.

Ratzinger lebt seit mehr als 50 Jahren in Regensburg. "Die Stadt ist praktisch wie ein Stück von mir selber", sagte er einmal. Sein Wohnhaus in der Luzengasse verließ er in den vergangenen Jahren nur noch selten. Er war auf den Rollstuhl angewiesen, sieht nur sehr schlecht. Sein engster Vertrauter ist sein Bruder, mit dem er üblicherweise mindestens einmal pro Woche zu telefonieren pflegt.

epd lbm/bg/hei kfr