Paritätischer: 80 Prozent halten Regelsätze für zu niedrig

Paritätischer: 80 Prozent halten Regelsätze für zu niedrig

Berlin (epd). Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert ein Programm gegen Armut. Die Regelsätze für Grundleistungen seien trickreich "kleingerechnet, lebensfern und in keiner Weise bedarfsgerecht", sagte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, am Donnerstag in Berlin. Die Konjunkturprogramme infolge der Corona-Krise müssten "wirkungsvoll, sozial und gerecht" sein, anderenfalls drohe die Gesellschaft an den Folgen der Corona-Krise auseinanderzubrechen.

Der Paritätische beruft sich auf eine Umfrage, wonach 80 Prozent der Menschen in Deutschland nicht davon ausgehen, dass die in Hartz IV und Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung vorgesehenen Regelsätze ausreichen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. 728 Euro pro Monat würden zur Deckung des Lebensunterhalts eines Erwachsenen ohne Wohnkosten als nötig erachtet. Dagegen betrage der Hartz-IV-Regelsatz derzeit für einen Alleinlebenden derzeit 432 Euro.

Die repräsentative Umfrage wurde Anfang März vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Paritätischen Gesamtverbands durchgeführt. 1.000 Personen über 18 Jahre nahmen teil.

Schneider sagte, der durch die Befragten im Durchschnitt für Ernährung veranschlagte Bedarf mit 300 Euro im Monat sei doppelt so hoch wie jener, den die Bundesregierung in ihrem Regelsatz rechnerisch für Ernährung als ausreichend erachtet. Die notwendigen Ausgaben für Körperpflegeprodukte würden von den Befragten gleich fast dreimal so hoch wie von der Bundesregierung veranschlagt.

Dass die Koalition aus Union und SPD trotz der offenkundigen Not der Betroffenen ausgerechnet den Ärmsten während der Corona-Krise finanzielle Hilfe bisher verweigere, sei ein Skandal, erklärte der Paritätische. "Es ist nicht hinnehmbar, wenn anlässlich der Corona-Krise Prämien für Wohlhabende für den Kauf von Neufahrzeugen oder auch ein einmaliger Kinderbonus aus der Gießkanne - selbst für die Reichsten unter uns - diskutiert werden, aber ausgerechnet die Probleme der Ärmsten unter uns faktisch völlig ausgeblendet werden", sagte Schneider.

epd kfr