Report: Für Kinder muss Spielen im Freien erleichtert werden

Report: Für Kinder muss Spielen im Freien erleichtert werden
Spielstraßen, Tempo 30 und autofreie Sonntage: Um Kindern das Spiel im Freien zu erleichtern, ist laut Kinderreport 2020 ein ganzes Maßnahmebündel nötig. Auch mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für junge Menschen werden gefordert.

Berlin (epd). Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) dringt darauf, in der Diskussion um weitere Corona-Maßnahmen das Kindeswohl stärker in den Blick zu nehmen. "Es ist gut, wenn Schritte der Öffnung gegangen werden", da diese dem Kindeswohl entgegenkämen, sagte Giffey am Montag in Berlin bei der Vorstellung des Kinderreports 2020. Wenn über weitere Lockerungen gesprochen werde, müsse aber sorgfältig zwischen dem Gesundheitsschutz und den Interessen der Kinder abgewogen werden, sagte die Ministerin auch mit Blick auf die von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) angestoßene Debatte über ein mögliches Ende der Corona-Maßnahmen.

"Es ist natürlich gut, wenn Kinder wieder in ihren gewohnten Alltag kommen", sagte Giffey. Dies diene dem Kindeswohl und dem Kinderschutz. Zugleich sprach sich die Ministerin dafür aus, Kindern grundsätzlich mehr Möglichkeiten zum Spielen im Freien und in der Natur zu geben.

Der Kinderreport 2020 des Deutschen Kinderhilfswerks (DKHW) befasst sich in diesem Jahr mit dem Schwerpunktthema "Draußenspielen". Laut einer repräsentativen Umfrage messen 39 Prozent der Kinder und Jugendlichen dem Spielen im Freien eine sehr große Bedeutung zu, für weitere 31 Prozent ist es wichtig. Von den Erwachsenen messen 89 Prozent dem Draußenspiel sehr große Bedeutung zu, für weitere 10 Prozent ist es wichtig. Für den Kinderreport befragte das Politikforschungsinstitut Kantar Public den Angaben zufolge bundesweit 1.644 Personen, davon 624 Kinder und Jugendliche sowie 1.022 Erwachsene.

Hauptgrund (54 Prozent) für die Kinder und Jugendlichen, nicht draußen zu spielen, ist demnach das Fehlen Gleichaltriger zum Spielen. Fehlende Zeit (46 Prozent) sei ein weiterer wichtiger Grund. Mit 35 Prozent wurden zudem die Gefahren im Straßenverkehr angegeben.

Der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, forderte deshalb Einschränkungen im Straßenverkehr, um Kindern und Jugendlichen häufiger das Spielen im Freien zu ermöglichen. Er schlug die Einrichtung temporärer Spielstraßen in Städten und Kommunen, eine Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 30 innerhalb von Ortschaften sowie die Schaffung eines autofreien Sonntags pro Jahr vor.

Vor dem Hintergrund der Corona-Einschränkungen entfalteten die Ergebnisse des Kinderreports 2020 eine noch viel höhere Relevanz, betonte Krüger: "Sie sind als direkter Handlungsauftrag für Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu verstehen, wenn es darum geht das Draußenspiel von Kinder zu erleichtern und zu fördern."

Nötig seien zudem mehr Spielorte in Wohnungsnähe und eine bessere Erreichbarkeit von Spielflächen, sagte Krüger. Im aktuellen Kinderreport werden dafür unter anderen die kostenlose Nutzung von Bussen und Bahnen, sichere Radwege sowie mehr grüne Wegeverbindungen vorgeschlagen.

Zudem seien in diesem Zusammenhang mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für junge Menschen nötig, betonte der DKHW-Präsident. So müssten die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen bei der Stadt- und Raumplanung sowie der Verkehrsplanung stärker berücksichtigt werden. Auch Ministerin Giffey sagte, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sei eine "ganz essenzielle Frage".