Klimaökonom: Klima-Krise bedeutender als Corona-Pandemie

Klimaökonom: Klima-Krise bedeutender als Corona-Pandemie
13.05.2020
epd
epd-Gespräch: Stefan Fuhr

Leipzig (epd). Der Klimaökonom Reimund Schwarze sieht die "Fridays for Future"-Bewegung durch die Corona-Krise nicht geschwächt. Die temporäre Pandemie werde das Engagement für den Klimaschutz nicht stoppen, sagte Schwarze dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Klimakrise wird das Selbstbewusstsein der jungen Leute weiter prägen", betonte er. "Sie ist kulturgeschichtlich betrachtet viel bedeutender als die Corona-Krise."

Der Professor vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig äußerte sich zuversichtlich, dass Europa den Klimaschutz trotz der derzeitigen ökonomischen Rückschläge weiter vorantreiben wird. Das Klimaprogramm der EU-Kommission - der sogenannte Green Deal - werde "das Regelwerk für den Wiederaufbau nach der Corona-Krise", unterstrich Schwarze. Auch Banken und Wirtschaftsverbände forderten ein grünes Aufbauprogramm.

Auf globaler Ebene gerät Schwarze zufolge die internationale Zusammenarbeit gegen die Erderwärmung hingegen ins Stocken. "Wenn man das gesamte Weltgefüge betrachtet, sehen wir in der Krise Zerfallstendenzen, nicht nur in der internationalen Klimapolitik", erklärte der Klimaökonom. Das zeige sich etwa am Verhalten der USA, die ihre Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestoppt habe.

Schwarze äußerte Zweifel, dass die Staaten ihre neuen nationalen Klimaziele für 2030 demnächst auf den Tisch legen, wie es das Pariser Klimaabkommen von 2015 vorsieht. "Solange niemand weiß, wann der nächste Klimagipfel stattfindet, werden die Staaten keine neuen nationalen Ziele zur CO2-Reduktion vorlegen", sagte er. Die Appelle der britischen Verhandlungsführung, die Ziele möglichst bald zu nennen, seien bisher wirkungslos verpufft.

Der für Ende November geplante UN-Klimagipfel im schottischen Glasgow wurde wegen der Corona-Pandemie verschoben. Ein Nachfolgetermin steht noch nicht fest.