BKA-Präsident besorgt über Lage von Kindern während Corona-Isolation

BKA-Präsident besorgt über Lage von Kindern während Corona-Isolation

Berlin (epd). Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, hat sich besorgt über die Lage von potenziell gefährdeten Kindern während der Corona-Pandemie geäußert. Eine Zunahme von Gewalt oder Missbrauch im häuslichen Umfeld lasse sich in den polizeilichen Daten derzeit zwar nicht erkennen, sagte Münch am Montag in Berlin. Aber das Dunkelfeld sei groß, sagte er. Es sei nicht auszuschließen, dass Isolation und Stressfaktoren wie Beengtheit, Existenzangst oder Spannungen zu einer Zunahme von Gewalt gegen Kinder führe, sagte Münch.

Auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, äußerte sich besorgt. Durch häusliche Isolation seien Kinder jetzt noch größeren Gefahren im familiären Umfeld ausgesetzt. Trotz inzwischen erfolgter Lockerungen fehle noch immer der Kontakt zu helfenden Einrichtungen wie Schulen oder Kitas, beklagte Rörig.

Der unabhängige Beauftragte sagte, die Zahl der Anrufe bei der Hotline seiner Behörde sei während der Corona-Pandemie nur leicht gestiegen. Seine Angst und die anderer Kinderschützer schlage sich auch dort statistisch nicht nieder. Rörig erklärte aber, er fürchte, dass viele Kinder nicht anrufen könnten, da sie momentan im Extremfall auch rund um die Uhr mit ihrem Peiniger zusammen seien.

Münch präsentierte gemeinsam mit Rörig und der Deutschen Kinderhilfe eine Sonderauswertung der polizeilichen Kriminalstatistik mit Blick auf Gewalt gegen Kinder. Demnach hat sich die Zahl der Tötungen von Kindern 2019 auf 112 reduziert (2018: 136). Auch die Zahl der Misshandlungen ist leicht um zwei Prozent gesunken, liegt aber weiter bei mehr als 4.000.

Gestiegen ist der Statistik zufolge die Zahl der Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder - um neun Prozent auf fast 16.000, die der Vergewaltigung und Nötigung um ein Fünftel auf 235. Am stärksten gestiegen ist laut Münch die Zahl der Fälle von Herstellung und Verbreitung sogenannter Kinderpornografie auf mehr als 12.000 Fälle. Eine Vielzahl der Ermittlungen kam dabei durch die Zusammenarbeit mit der zuständigen US-Behörde zustande.