Oaxaca de Juárez, San Salvador (epd). Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat scharfe Kritik am Vorgehen des salvadorianischen Präsidenten Nayib Bukele gegen Gewalttäter geübt. Die Anordnung des Staatschefs an die Sicherheitskräfte, mit tödlichen Einsätzen gegen die zunehmenden Tötungsdelikte vorzugehen, sei eine "Blankovollmacht zum Morden", schrieb der Leiter des HRW-Amerikabüros, José Miguel Vivanco, am Montag (Ortszeit) auf Twitter. Der Befehl an Polizei und Armee widerspreche internationalen Standards.
Zwischen Freitag und Sonntag wurden in El Salvador nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft 58 Menschen ermordet. Es war das gewaltsamste Wochenende, seitdem Bukele vor einem Jahr sein Amt übernommen hat. Für die Taten werden Jugendbanden, sogenannte Maras, verantwortlich gemacht. Der Präsident erlaubte aufgrund der Morde Polizisten und Soldaten, mit "tödlicher Kraft vorzugehen, um das eigene Leben oder das Salvadorianer zu verteidigen".
Zudem bekräftigte der Staatschef, die Regierung werde die juristische Verteidigung von Personen übernehmen, die sich für das Leben von "ehrbaren Leuten" eingesetzt hätten. Den Maras warf er vor, auszunutzen, dass die Sicherheitskräfte mit der Bekämpfung des Covid-19-Virus beschäftigt seien.
Bukele ordnete zugleich an, dass die inhaftierten Mitglieder verschiedener Mara-Banden nicht mehr wie bislang in getrennten Zellen festgehalten werden. Damit ist davon auszugehen, dass die Gewalt in den Gefängnissen noch weiter eskaliert. Offiziellen Angaben zufolge befinden sich 12.862 Maras hinter Gittern, insgesamt gehören den Banden in dem mittelamerikanischen Land etwa 70.000 Menschen an.