Jugendpsychiater fordert schnelle Öffnung von Kindergärten

Jugendpsychiater fordert schnelle Öffnung von Kindergärten

Osnabrück (epd). Der Hamburger Kinder- und Jugendpsychiater Professor Michael Schulte-Markwort hat in der Debatte um Corona-Lockerungen gefordert, die Kindergärten so schnell wie möglich wieder zu öffnen. Das sollte "lieber heute als morgen" geschehen, sagte der Direktor am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Für mich gibt es keinen Grund, das nicht zügig anzugehen."

Die immer wieder geäußerten Ängste, Kinder könnten das Virus aus der Kita nach Hause tragen, stehen laut Schulte-Markwort "in keinem Verhältnis dazu, dass die Betreuung der Kleinen uns besonders am Herzen liegen sollte". Das mit den Kita-Öffnungen drohende Risiko einer Durchseuchung halte er für handhabbar. Weder die Todesrate der Infizierten noch die Inanspruchnahme von Intensivbetten gäben derzeit Anlass zur Sorge.

Der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, der auch Mitglied im Beirat der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft ist, wirft der Politik vor, im Kampf gegen die Corona-Pandemie übervorsichtig zu agieren. Die Frage müsse erlaubt sein, wie gefährlich das Virus tatsächlich ist, sagte Schulte-Markwort. In Hamburg sei noch niemand an Covid-19 gestorben, der keine Vorerkrankung gehabt habe. "Wir hatten 2017/2018 die große Influenza-Epidemie mit 25.000 Toten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass wir diese Todeszahl mit Covid-19 in Deutschland erreichen werden."