Diakonie-Präsident Lilie: Seelsorger in Pflegeheime lassen

Diakonie-Präsident Lilie: Seelsorger in Pflegeheime lassen
25.04.2020
epd
epd-Gespräch: Bettina Markmeyer

Berlin (epd). Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hat an Bund und Länder appelliert, Seelsorgerinnen und Seelsorgern in Krankenhäusern, Alters- und Pflegeheimen den Zugang wieder zu ermöglichen. Lilie sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin, damit könne nicht bis zum 30. April oder gar 6. Mai gewartet werden, wenn die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten erneut über den weiteren Umgang mit den Corona-Einschränkungen beraten wollen. Bund und Länder müssten schnell Regelungen für ein möglichst einheitliches Vorgehen treffen, ähnlich wie dies bei der Wiederzulassung von Gottesdiensten mit den Kirchen und Religionsgemeinschafen angestrebt werde, forderte der Diakonie-Chef.

Entscheidend sei, dass endlich auch für Seelsorgerinnen und Seelsorger ausreichend Schutzkleidung bereitgestellt werde, damit die unverzichtbaren Schutz- und Hygienestandards eingehalten werden könnten. "Für die isolierten Bewohnerinnen und Bewohner unserer Pflegeeinrichtungen und die unter der Isolation leidenden alten Menschen in ihren Wohnungen ist persönliche Ansprache von entscheidender Bedeutung", sagte Lilie. Auch die Pflege- und Betreuungskräfte bräuchten "fachliche und seelsorgerische Unterstützung bei der Verarbeitung des enormen Leides, das sie in einer nicht gekannten Dichte trifft", drängte Lilie.

Wenn Seelsorger und Seelsorgerinnen so ausgerüstet seien, dass sie die Hygieneregeln einhalten könnten, spreche nichts gegen einen gelockerten Zutritt. "Im Gegenteil, wir müssen jetzt handeln", sagte Lilie. Die Folgen der Isolation müssten auch seelsorgerisch begleitet werden: "Gerade am Lebensende und in Sterbeprozessen ist die Ermöglichung von Seelsorge eine mitmenschliche Pflicht."

Anfang dieser Woche hatte auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, verlangt, dass zumindest die Sterbebegleitung wieder gesichert werden müsse und Bund und Länder aufgefordert, eine Lösung zu finden. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums liegt die Verantwortung bei den Ländern und den Einrichtungen. Dazu gebe es Empfehlungen des Robert Koch-Instituts. "Wir entscheiden nicht zentral, wie sich Pflegeeinrichtungen zu verhalten haben", sagte der Sprecher des Ministeriums, Hanno Kautz, auf Anfrage.

epd bm/co jup