Forderungen nach Lockerungen für Besuche in Pflegeheimen

Forderungen nach Lockerungen für Besuche in Pflegeheimen
Besuche in Pflegeheimen und Krankenhäusern, Tablets für Familienkontakte: Mit einem 7-Punkte-Plan wollen die Grünen der Isolation von pflegebedürftigen oder kranken Menschen entgegenwirken.

Berlin/Bielefeld (epd). Die Grünen fordern Lockerungen für Besuche von Angehörigen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Auch der familiäre Beistand von Sterbenden soll weitgehend ermöglicht werden sowie pflegende Angehörige stärker unterstützt werden, heißt es in einem 7-Punkte-Plan der Grünen, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. "Zusammenhalt muss unser Leitbild für die Krise sein", sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt. Auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt sprach sich für eine Lockerung der Kontaktverbote in Heimen aus.

"Besuchsverbote in Pflegeeinrichtungen sollten so weit wie möglich verhindert werden", heißt es in dem Papier der Grünen. Vorgeschlagen wird Zeitmanagement, das Menschen Zeitkorridore für ihren Besuch zuweisen könne. Zudem soll ein Kontingent von Schutzausrüstung für Besuche bereitgestellt werden. Weitere medizinisch-pflegerische Schutzmaßnahmen könnten sicherstellen, dass Besuche auch in der aktuellen Situation möglich seien und niemand von familiären oder befreundeten Kontakten abgeschnitten werde. Über das Papier hatten zuerst die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag, Online) berichtet.

Bewohner von Pflegeeinrichtungen, die sich in Quarantäne befinden, sollen dem Papier zufolge über Tablets für Videotelefonie mit Freunden und Verwandten in Kontakt kommen können. Dafür fordern die Grünen "einen Digitalpakt von Bund und Ländern, um notwendige IT-Investitionen in die Infrastruktur zu finanzieren", heißt es in dem Papier mit dem Titel "Solidarität trotz der Seuche: Wie wir zusammenhalten - auch in schweren Zeiten".

Angehörige sollten Zugang zu Schutzmasken und Schutzkleidung erhalten, fordert die Partei weiter. Angehörige, die pflegebedürftige Menschen durch den Wegfall von Betreuungsmöglichkeiten länger dauerhaft selbst versorgen, sollten eine Lohnfortzahlung über das Infektionsschutzgesetz erhalten. Im Sterbefall solle zudem familiärer und begleiteter Beistand unter Voraussetzung von Schutzmaßnahmen ermöglicht werden. "Wenn die engsten Menschen von uns gehen, muss ein Abschied durch Familie und Vertraute möglich sein", sagte Göring-Eckhardt den "Funke-Zeitungen"

Infektionsschutzbedingte Freiheitsbeschränkungen sollten sich zudem nicht pauschal am Alter oder einer Behinderung orientieren, fordern die Grünen. Es gehe darum Entscheidungen zu treffen, die "so spezifisch wie möglich auf Risikosituationen ausgerichtet" seien. Niemand, ob jung oder alt, gesund oder vorerkrankt dürfe gegen andere ausgespielt werden, sagte Göring-Eckhardt: "Wir werden diese Belastungsprobe nur bestehen, wenn wir als Gesellschaft auch zusammenstehen."

Für eine Lockerung der Kontaktverbote sprach sich auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt aus. "Besuche im Altenheim sollten wieder möglich sein, wenn Angehörige Schutzkleidung tragen", sagte Reinhardt der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen" (Samstag). Dass Kitas geschlossen und junge Schüler zunächst zu Hause bleiben, sei aus medizinischer Sicht sinnvoll. Nötig sei aber auch in diesem Bereich eine baldige Perspektive, die die schrittweise Öffnung der Kitas und Grundschulen möglich mache.