Anwalt: Opfer der Loveparade-Katastrophe erwarten Antworten

Anwalt: Opfer der Loveparade-Katastrophe erwarten Antworten

Köln (epd). Der Anwalt von Opfern der Loveparade-Katastrophe, Julius Reiter, hat die geplante Einstellung des Verfahrens scharf kritisiert. "Wir sind natürlich enttäuscht, dass das Gericht auf den letzten Metern aufgibt", sagte Reiter am Samstag im Westdeutscher Rundfunk. "Für die Opfer und Angehörigen sei vor allem die Aufklärung wichtig gewesen, wie es zu der Katastrophe vor zehn Jahren kommen konnte. "Wir können eher damit leben, dass die Verantwortlichen nicht bestraft werden, als dass wir nicht herausfinden, was an dem Tag tatsächlich geschehen ist", sagte der Anwalt.

Die Opfer und Angehörigen erwarteten nun eine ausführliche Begründung des Gerichts, etwa wie es die Verantwortlichkeiten bewerte, sagte Reiter weiter. "Und wir erwarten von der Politik, dass sich der Landtag noch einmal abschließend mit der Loveparade-Causa beschäftigt, welche Konsequenzen daraus gezogen werden", erklärte der Jurist. "Irgendwie muss es hier noch eine Antwort oder eine Geste der Politik geben", mahnte Reiter.

Der Loveparade-Prozess sei gescheitert, erklärte der Anwalt: Die Justiz habe die Aufarbeitung nicht leisten können. Da die Entscheidung zur Einstellung allein von den Angeklagten und der Staatsanwaltschaft abhängig sei, sei sie beschlossene Sache.

Die Staatsanwaltschaft Duisburg hatte am Freitag erklärte, sie werde dem Vorschlag des Landgerichts Duisburg folgen und einer Einstellung des Verfahrens zustimmen. Nach Ansicht der Anklagebehörde seien die Ursachen für das Unglück geklärt und einige der Verfahrensbeteiligten aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie gefährdet. Zudem verjährt der Vorwurf der fahrlässigen Tötung am 27. Juli, ein Abschluss des Prozesses bis dahin sei unwahrscheinlich.

In dem im Dezember 2017 gestarteten Prozess mussten sich zunächst zehn Angeklagte unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Bei dem Techno-Festival waren am 24. Juli 2010 in Duisburg 21 Menschen gestorben, mehr als 650 wurden verletzt. Im Februar 2019 wurde bereits der Strafprozess gegen sieben Angeklagte ohne Auflagen eingestellt. Gegen drei weitere Mitarbeiter der Veranstalterfirma Lopavent wurde das Verfahren fortgesetzt, weil sie eine Einstellung des Prozesses abgelehnt hatten.