Verband fordert Prämie für osteuropäische Betreuungskräfte

Verband fordert Prämie für osteuropäische Betreuungskräfte
15.04.2020
epd
epd-Gespräch: Patricia Averesch (epd)

Berlin (epd). Der Verband für häusliche Betreuung und Pflege fordert eine Prämie für osteuropäische Hilfskräfte, um diese in der Corona-Krise zum Verbleib in Deutschland zu motivieren. "Es braucht finanzielle Anreize", sagte der Geschäftsführer des Verbands, Frederic Seebohm, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Als Vorbild nannte er Österreich, wo die Regierung für 24-Stunden-Kräfte aus dem Ausland zuletzt einen "Bleib da"-Bonus in Höhe von 500 Euro beschlossen hatte.

Angesichts geschlossener Tagespflegeeinrichtungen und einem Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen seien die ausländischen Betreuungskräfte auch für Deutschland unverzichtbar, sagte Seebohm. Sie müssten finanziell zum Bleiben ermutigt werden.

Der Verband, der nach eigenen Angaben über Vermittlungsagenturen rund ein Drittel der legal in Deutschland tätigen Betreuungspersonen vertritt, geht davon aus, dass schon bald bis zu 200.000 alte Menschen schrittweise nicht mehr wie gewohnt versorgt werden könnten. Viele osteuropäische Betreuungskräfte verließen Deutschland in der Corona-Krise aus Angst, zugleich kämen weniger Osteuropäerinnen als Ersatz nach, sagte Seebohm.

Die seit März geltenden Einreisebeschränkungen hinderten einen großen Teil der Betreuungskräfte zudem an der Einreise. Medizinisches Personal sei zwar von den Beschränkungen ausgenommen, aber die Mehrheit der 24-Stunden-Kräfte sei illegal tätig, erklärte Seebohm. "Ich weiß nicht, wie streng die Polizei an den Grenzen kontrolliert, aber nach geltendem Recht dürften diese Menschen nicht das Land betreten."

Seebohm geht davon aus, dass sich der Betreuungsnotstand in der häuslichen Pflege nach Ostern zuspitzen wird. Die Familien hätten das Fehlen der Betreuungspersonen zunächst kompensiert, indem sie sich selbst um den pflegebedürftigen Angehörigen gekümmert hätten, sagte er. "Das war für den Moment vielleicht sogar etwas familiär sehr Bereicherndes, aber es ist keine Dauerlösung."