Termin für Lockerung der Corona-Auflagen weiter offen

Termin für Lockerung der Corona-Auflagen weiter offen
Leopoldina nennt Voraussetzungen: Genug Klinikbetten und wenig Neuinfektionen
Politiker und Experten diskutieren, wie nach dem Corona-Lockdown eine Rückkehr zur Normalität aussehen kann. Pläne für die Zeit danach nehmen langsam Gestalt an. Doch wann und für wen Kontaktverbote gelockert werden, blieb an Ostern noch unklar.

Düsseldorf (epd). In der Debatte über eine Lockerung der Corona-Auflagen zeichnet sich ein Vorgehen in kleinen Schritten ab. Ab wann die bis 19. April geltenden Kontaktbeschränkungen geändert und Einrichtungen wieder geöffnet werden, blieb aber auch am Osterwochenende unklar. Bund und Länder wollen am Mittwoch darüber beraten. Die Forschungsgemeinschaft Leopoldina nannte am Montag Voraussetzungen für eine schrittweise Normalisierung des öffentlichen Lebens, darunter eine Maskenpflicht, ausreichend Krankenhausbetten und wenig Neuinfektionen.

Die Neuinfektionen müssten sich auf niedrigem Niveau stabilisieren und notwendige klinische Reservekapazitäten aufgebaut werden, um auch andere Patienten wieder regulär zu versorgen, heißt es in der dritten Ad-hoc-Stellungnahme der Nationalakademie Leopoldina zum Coronavirus, die in Halle an der Saale veröffentlicht wurde. Außerdem müssten die bereits bekannten Schutzmaßnahmen diszipliniert eingehalten werden.

Mit Maßnahmen wie Hygiene- und Distanzregeln, Mund-Nasen-Schutz und einer zunehmenden Identifizierung Infizierter könnten dann zunächst unter anderem der Einzelhandel und Gaststätten wieder öffnen, empfehlen die Wissenschaftler. Auch der allgemeine geschäftliche und behördliche Publikumsverkehr könnte dann wieder aufgenommen werden. Dienstliche und private Reisen könnten unter Beachtung der genannten Schutzmaßnahmen ebenfalls wieder möglich werden. Insbesondere solle das Tragen von Schutzmasken in bestimmten Bereichen wie dem öffentlichen Nahverkehr Pflicht werden.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte, die "fundierte wissenschaftliche Expertise" der Leopoldina werde nun ausgewertet und im Kabinett beraten werden. Absehbar sei schon jetzt, dass es längere Zeit dauern werde, bis an den Schulen wieder normaler Unterricht stattfinden könne, erklärte sie in Berlin. Die Wissenschaftler empfehlen auch eine schrittweise Öffnung des Bildungsbereichs.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Latschet (CDU) warb am Sonntag für eine planvolle und schrittweise Aufhebung der Beschränkungen. "Wir benötigen einen Fahrplan, der uns den Weg in eine verantwortungsvolle Normalität zeigt", sagte er in einer im WDR-Fernsehen ausgestrahlten Botschaft. Eine Rückkehr in eine Normalität des Alltags gehe nicht mit einem großen Sprung, sondern mit vielen kleinen, vorsichtigen Schritten. "Je mehr wir alle Geduld, Disziplin und Gemeinsinn aufbringen, desto leichter gelingt die Rückkehr ins Leben."

Saar-Ministerpräsident Tobias Hans forderte einen Masterplan für den Umgang mit dem Coronavirus. Dieser müsse zwischen Bund und Ländern abgestimmt sein, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Montag online, Dienstag Printe). An oberster Stelle stehe dabei, die Bürger vor Ansteckung zu schützen.

Zuvor hatte sich auch der nordrhein-westfälische Expertenrat für eine schrittweise Öffnung des sozialen und öffentlichen Lebens ausgesprochen - unter der Voraussetzung, dass das Gesundheitssystem mit dem Infektionsgeschehen der Pandemie nicht überfordert und ein besseres Monitoring der Krise möglich sei. Bildungseinrichtungen sollten so schnell wie möglich schrittweise wieder öffnen, unter Einhaltung hoher Schutzstandards, heißt es in einem dem epd vorliegenden Bericht. Konzerte und Theater könnten gegebenenfalls mit Abstandsregeln und begrenzter Besucherzahl stattfinden.

Die Experten plädieren für eine Ausweitung wissenschaftlicher Studien zum Coronavirus sowie die Entwicklung und den Ausbau weiterer Testverfahren. Für flächendeckende Tests spricht sich auch der Städte- und Gemeindebund aus. Bis Ende Mai müssten sie von derzeit 60.000 auf 500.000 pro Tag hochgefahren werden, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag online, Dienstag Print).

Zahlreiche Prominente über 70 plädierten inzwischen dafür, dass Ältere auch nach einer Lockerung noch einige Zeit freiwillig zu Hause bleiben sollten. An einem entsprechenden Aufruf, den die "Bild am Sonntag" veröffentlichte, beteiligten etwa sich BASF-Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht, SAP-Gründer Dietmar Hopp, Verleger Hubert Burda, die Unternehmerin Doris Leibinger (Trumpf-Gruppe) und der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, Altbischof Wolfgang Huber.

Zur Eindämmung der Pandemie sind seit Mitte März Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. Kurz darauf wurden Schließungen von Einzelhandelsgeschäften und Restaurants verfügt sowie Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen erlassen. Seit 22. März gilt bundesweit, dass Aufenthalte im Freien nur noch allein, zu zweit oder mit den Personen aus dem eigenen Haushalt erlaubt sind. Je nach Bundesland und Region gibt es im Detail verschiedene Regelungen.

epd lde/kfr/et/rks