Lockerungen in Corona-Krise weiter offen

Lockerungen in Corona-Krise weiter offen
Steinmeier lobt Disziplin und mahnt weiter zu Geduld
Aus der Vielzahl der politischen Äußerungen in der Corona-Krise lässt sich nur wenig deuten. Eines scheint aber klar: Nur Schritt für Schritt wird Deutschland zu einem normalen Leben zurückkehren können.

Frankfurt a.M. (epd). In der Debatte über die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise zeichnet sich zunehmend eine Lockerung in kleinen Schritten ab. Ab wann es zu Veränderungen kommt, blieb aber auch am Samstag weiter unklar. Unterdessen lobte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Deutschen für ihre Disziplin. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, lenkte den Blick am Osterwochenende auf mögliche soziale Verwerfungen infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

Aus Sicht Bedford-Strohms sollten Wohlhabende zur Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie mehr beitragen als die übrige Bevölkerung. "Man darf sich keine Illusionen machen, wenn die Krise vorüber ist, wird es eine riesige Solidaritätsanstrengung brauchen, und ich hoffe, dass wir alle dazu bereit sind. Besonders die, denen es finanziell gutgeht", sagte Bedford-Strohm der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag).

Bundespräsident Steinmeier sagte laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript in einer außerplanmäßigen Fernsehansprache zum Osterfest: "Ich bin tief beeindruckt von dem Kraftakt, den unser Land in den vergangenen Wochen vollbracht hat." Noch sei die Gefahr nicht gebannt. "Aber schon heute können wir sagen: Jeder von Ihnen hat sein Leben radikal geändert, jeder von Ihnen hat dadurch Menschenleben gerettet und rettet täglich mehr", sagte Steinmeier in der Ansprache, die am Samstagabend nach den Hauptnachrichtensendungen bei ARD und ZDF ausgestrahlt werden sollte.

Der Bundespräsident sagte, wann und wie die seit Mitte März geltenden Einschränkungen gelockert werden können, darüber würden nicht allein Politiker und Experten entscheiden. "Sondern wir alle haben das in der Hand, durch unsere Geduld und Disziplin - gerade jetzt, wenn es uns am schwersten fällt", sagte er. "Ausgerechnet an Ostern, dem Fest der Auferstehung, wenn Christen weltweit den Sieg des Lebens über den Tod feiern, müssen wir uns einschränken, damit Krankheit und Tod nicht über das Leben siegen", betonte Steinmeier.

Städtetagspräsident Burkhard Jung (SPD) sprach sich für einen zwischen Bund und Ländern abgestimmten Stufenplan beim Ausstieg aus den Kontaktbeschränkungen aus. "Wir müssen noch auf längere Sicht Geduld haben, um das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus weiter gering zu halten", sagte Jung den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Ein zu erarbeitendes Stufenkonzept könne vielleicht regional angepasst umgesetzt werden, weil die Lage in Bayern anders sei als in Mecklenburg-Vorpommern. "Aber die Basis sollte ein bundesweites Konzept sein", forderte der Leipziger Oberbürgermeister.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte ebenfalls in einer Fernsehansprache: "Es wird auch nach den Osterferien nicht einfach so weitergehen können wie vorher." "Wer zu früh lockert, riskiert einen Rückfall", fügte er laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript hinzu.

Am Mittwoch nach Ostern wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder beraten, ob die derzeit bis zum 19. April geltenden Kontakt- und Bewegungseinschränkungen beibehalten werden oder gelockert werden können. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind seit Mitte März Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. Kurz darauf wurden Schließungen von Einzelhandelsgeschäften und Restaurants verfügt sowie Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen erlassen.

Seit einer Bund-Länder-Abstimmung am 22. März gilt bundesweit, dass Aufenthalte im Freien nur noch allein, zu zweit oder mit den Personen aus dem eigenen Haushalt erlaubt sind. Je nach Bundesland und Region gibt es im Detail verschiedene Regelungen.

epd lbm/kfr