Städtetag plädiert für Stufenplan bei Lockerungen in Corona-Krise

Städtetag plädiert für Stufenplan bei Lockerungen in Corona-Krise

Frankfurt a.M. (epd). Die Debatte über eine mögliche Lockerung der Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise dauert an. Städtetagspräsident Burkhard Jung (SPD) sprach sich für einen zwischen Bund und Ländern abgestimmten Stufenplan aus. Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) warnten vor einer zu frühen Lockerung der Einschränkungen.

Kretschmann sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag), eine zweite Pandemie-Welle könnte erneute Einschnitte erzwingen. "Ein zweiter Shutdown wäre wirtschaftlich und auch gesellschaftlich schwer zu verkraften", warnte er. Dreyer sagte der "Süddeutschen Zeitung", Lockerungen dürften nur mit einer "großen Hygiene-Offensive" einhergehen. "Unser Alltag wird noch lange von Abstandsregeln und hohen Hygienestandards bestimmt sein", kündigte sie an.

Städtetagspräsident Jung sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag): "Wir müssen noch auf längere Sicht Geduld haben, um das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus weiter gering zu halten." Ein zu erarbeitendes Stufenkonzept könne vielleicht regional angepasst umgesetzt werden, weil die Lage in Bayern anders sei als in Mecklenburg-Vorpommern. "Aber die Basis sollte ein bundesweites Konzept sein", forderte der Leipziger Oberbürgermeister.

"Die Menschen müssen nachvollziehen können, was sie zu erwarten haben", sagte Jung: "Dann können sie abschätzen, unter welchen Voraussetzungen ihre Kinder wieder Schule oder Kita besuchen können. Dann können sie absehen, dass sie ab einer bestimmten Stufe wieder zum Friseur gehen können, ins Schwimmbad oder in eine Gaststätte."

Am Mittwoch nach Ostern wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder beraten, ob die derzeit bis zum 19. April geltenden Kontakt- und Bewegungseinschränkungen beibehalten werden oder gelockert werden können. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind seit Mitte März Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. Kurz darauf wurden Schließungen von Einzelhandelsgeschäften und Restaurants verfügt sowie Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen erlassen. Seit einer Bund-Länder-Abstimmung am 22. März gilt bundesweit, dass Aufenthalte im Freien nur noch allein, zu zweit oder mit den Personen aus dem eigenen Haushalt erlaubt sind. Je nach Bundesland und Region gibt es im Detail verschiedene Regelungen.

Einem Medienbericht zufolge sorgt sich die Bundesregierung angesichts der strengen Kontaktsperren um die Stimmung in der Bevölkerung. Nach Ostern spätestens sei damit zu rechnen, dass eine "Isolationsmüdigkeit" auftrete, heißt es laut Berliner "Tagesspiegel" (Samstag) in einem Strategiepapier des Bundesinnenministeriums. Es sei zu erwarten, dass die derzeit bestehende hohe Zustimmungsrate für die Maßnahmen massiv sinke und die Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit und rechtliche Zulässigkeit der Maßnahmen deutlich hinterfragt werde.

Als Risiken sieht das Ministerium demnach "Erschöpfung und Stress durch familiäre Enge", Überforderung von Eltern und Alleinerziehenden schulpflichtiger Kinder, Anstieg häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder, wirtschaftliche Existenzängste, Spätschäden beim Gesundheitspersonal in Form posttraumatischer Belastungsstörungen, steigenden Alkoholkonsum sowie die "mögliche Zunahme von Suiziden".

epd lob/kfr