Covid-19: Bolivien verfügt weitreichende Haftentlassungen

Covid-19: Bolivien verfügt weitreichende Haftentlassungen

Berlin, La Paz (epd). Aus Angst vor einer massenhaften Ausbreitung von Covid-19 in Gefängnissen hat Bolivien breit angelegte Haftentlassungen und Begnadigungen verfügt. Davon profitieren alle Häftlinge ab 58 Jahren, die nicht wegen Mordes oder Vergewaltigung von Minderjährigen verurteilt seien, hieß es in dem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Präsidialerlass laut der Tageszeitung "El Mundo". Inhaftierte Mütter mit einem Kind profitierten von der Amnestie ab einem Alter von 57 Jahren, mit zwei Kindern ab 55 Jahren.

Es sei notwendig, in der Zeit der Corona-Pandemie die Zahl der Häftlinge in den Gefängnissen zu reduzieren, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, sagte Präsidialminister Yerko Núñez. Die Nationalversammlung muss dem Erlass noch zustimmen. Mehrfach kam es in den vergangen Wochen zu Unruhen in den Haftanstalten, die bis zu 300 Prozent überbelegt sind. Rund zwei Drittel der Inhaftierten sind zudem Untersuchungshäftlinge ohne reguläres Urteil.

Bolivien hat wegen der Corona-Pandemie den Notstand mit Ausgangssperren verhängt. Offiziell sind 264 Menschen (Stand Donnerstag) infiziert und 18 Menschen an Covid-19 verstorben. Die Dunkelziffer liegt aber weitaus höher. Das Gesundheitssystem gilt als marode. Rund 40 Prozent der Menschen leben in Armut unter unzureichenden hygienischen Bedingungen.