Berlin (epd). Über eine neue Website sollen Kinder auch während der Corona-Krise schnell Hilfe finden, wenn sie sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, startete die Seite am Donnerstag und erklärte in Berlin, in dem Bereich für Kinder und Jugendliche biete sie Direktkontakt per Mail, Telefon oder Chat zu Hilfsangeboten an. Für den Notfall, dass ein Täter oder eine Täterin in das Zimmer kommt, während ein Kind auf der Seite Hilfe sucht, gibt es einen Exit-Knopf, der www.kein-kind-alleine-lassen.de sofort verschwinden lässt.
Rörig betonte, wie wichtig es sei, Kinder und Jugendliche direkt anzusprechen und ihnen zu vermitteln, dass es auch jetzt Hilfe gebe: "Dazu gehört auch, dass wir ihnen sagen: Wenn du es nicht mehr aushältst, lauf aus dem Haus, bitte jemanden um Hilfe oder geh zur Polizei. Kinder müssen wissen: Das ist auch in der Corona-Krise erlaubt."
In einem Bereich, der sich an Erwachsene wendet, gibt es Informationen zum richtigen Verhalten bei einem Verdachtsfall von sexuellem Missbrauch oder familiärer Gewalt und ein Verzeichnis von Anlaufstellen, die auch während der Corona-Krise erreichbar sind. Außerdem bietet die Seite Materialien wie Flyer und Plakate, die man etwa im Hausflur, Supermärkten, Apotheken oder in Arztpraxen aushängen oder auslegen kann.
Die Aktion des Beauftragten ist eine Reaktion auf die erhöhte Gefahr von familiärer und sexueller Gewalt unter den gegenwärtigen Einschränkungen. Das Risiko sei höher, weil Bereiche, in denen sonst innerfamiliäre Gewalt bemerkt werden könnte wie Schulen und Kitas, Tagesmütter oder Sportvereine wegfallen, hieß es. Der Missbrauchsbeauftragte forderte, gerade jetzt müsse jede und jeder auf die Kinder im Umfeld achten.