Zahl der Toten in Wolfsburger Pflegeheim auf 18 gestiegen

Zahl der Toten in Wolfsburger Pflegeheim auf 18 gestiegen
Mitarbeiterin des Hauses kam bereits am 18. März in Quarantäne
Keine andere Einrichtung für Senioren in Deutschland ist bislang vom Coronavirus so stark betroffen wie das Hanns-Lilje-Heim in Wolfsburg. Die Heimleitung betont, sie habe die Behörden umgehend über Anzeichen für Covid-19 informiert.

Wolfsburg (epd). Im Wolfsburger Hanns-Lilje-Pflegeheim ist ein weiterer Mensch infolge der Atemwegserkrankung Covid-19 gestorben. Die Zahl der Corona-Toten stieg damit auf 18, wie die Diakonie Wolfsburg als Betreiber am Dienstag mitteilte. In der Einrichtung für demenzkranke Menschen haben sich insgesamt 74 Bewohnerinnen und Bewohner mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Insgesamt leben dort zurzeit 145 meist hochbetagte Frauen und Männer.

Das Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim ist neben dem Seniorenheim St. Nikolaus in Würzburg die bundesweit am stärksten durch die Corona-Krise betroffene Einrichtung für alte Menschen. In Würzburg starben bis Montagabend 16 Menschen nach einer Covid-19-Erkrankung.

Die Serie von Todesfällen im Hanns-Lilje-Heim begann am 23. März. Bereits am Morgen des 18. März habe das Gesundheitsamt die Heimleitung darüber informiert, dass der Ehemann einer Mitarbeiterin positiv getestet worden sei, erläuterte eine Sprecherin des Heims. Die Frau sei auf Anweisung des Amtes vom Dienst aus in Quarantäne geschickt worden. Am Nachmittag desselben Tages habe den Heimleiter vom Gesundheitsamt die Information erreicht, dass ein Bewohner des Heims, der sich zu diesem Zeitpunkt im Wolfsburger Klinikum in Behandlung befunden habe, positiv auf das Coronavirus getestet worden sei.

Als dann bei anderen Bewohnern Fieber aufgetreten sei, habe das Haus umgehend das Amt informiert und das weitere Vorgehen mit der zuständigen Behörde abgesprochen, betonte die Sprecherin. Sie verteidigte damit das Vorgehen des Heims gegen eine Äußerung von Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Diese hatte am Montag gesagt, das Heim habe dem Gesundheitsamt erst spät die ersten Corona-Fälle gemeldet.

Reimann hatte nach dem Bekanntwerden der Todesfälle in Wolfsburg am Montag einen landesweiten Aufnahmestopp für alle Pflegeheime verhängt. Danach dürfen Patienten aus Krankenhäusern ebensowenig in die Heime gebracht werden wie aus dem häuslichen Bereich - es sei denn, die Heime können eine strikte 14-tägige Quarantäne garantieren.

Der Leiter des Corona-Krisenstabs in Niedersachsen, Staatssekretär Heiger Scholz, verteidigte am Dienstag die Entscheidung des Ministeriums in Hannover. "Es ist eine letzte Notmaßnahme, um diese hochverletzliche Gruppe zu schützen", sagte er. "Wenn das Virus einmal im Haus ist, springt es von Zimmer zu Zimmer." Natürlich habe es auch negative Folgen, wenn die Pflegeheime keine neuen Bewohner mehr aufnehmen könnten. "Es ist eine schwierige Entscheidung gewesen."

Das Lilje-Heim meldete unterdessen, am Dienstag hätten die ersten der 29 Freiwilligen, die sich bei der Stadt für Hilfseinsätze gemeldet hätten, ihren Dienst aufgenommen. Das Haus setze die strikte Trennung in Bereiche für infizierte und für nicht infizierte Bewohner fort. Bei mindestens vier der infizierten Bewohner zeichne sich ein Rückgang der Symptome ab. Aus der Bevölkerung erhalte das Heim zahlreiche Hilfsangebote wie selbstgenähte Mundschutz-Masken und Schutzkleidung.

Auch in anderen Altenheimen in Niedersachsen wurde das Coronavirus inzwischen nachgewiesen. In Wildeshausen bei Oldenburg starben inzwischen zwei alte Menschen. In Herzberg bei Göttingen hat sich rund die Hälfte der 36 Bewohner angesteckt.