Corona-Krise erschwert Gefangenen-Seelsorge

Corona-Krise erschwert Gefangenen-Seelsorge
31.03.2020
epd
epd-Gespräch: Lukas Philippi

Berlin (epd). Die Seelsorger in den Berliner Gefängnissen dürfen wegen der Corona-Krise nur noch mit einzelnen Gefangenen Kontakt aufnehmen. Die Betreuung der Inhaftierten erfolge aktuell durch Einzelseelsorge, sagte der verantwortliche evangelische Pfarrer in der Berliner Untersuchungshaftanstalt Moabit, Thomas-Dietrich Lehmann, dem Evangelischen Pressedienst (epd). So seien seit dem 15. März auch in den Berliner Justizvollzugsanstalten die Gottesdienste durch Regierungsbeschluss ausgesetzt, Gruppenarbeit sei ebenfalls untersagt.

Die Einzelseelsorge bleibe für die Männer bestehen und natürlich auf Wunsch auch für die Justizangestellten: "Abstand einhalten, Hände waschen, keinen Körperkontakt, auch das ist hier lebenswichtig", betonte Lehmann. In der Berliner Untersuchungshaftanstalt Moabit gibt es knapp 950 Plätze für Männer. "Wir als Seelsorgende stehen nicht außerhalb der Gesellschaft", sagte Lehmann: "Das heißt, auch wir als tagtäglich von draußen nach drinnen gehende Mitarbeitende sind potenzielle Gefahrenherde für Inhaftierte."

Wegen der veränderten Betreuungssituation gibt es in der JVA Moabit seit 22. März eine ökumenische wöchentliche Kirchenzeitung. Die erste Nummer der "Kirchenpostille für Inhaftierte" erschien in einer Auflage von 100 Stück. "Dort wenden wir uns an alle, die mit uns Kontakt halten wollen, mit Tipps für Radio- und Fernsehgottesdienste, mit kleinen Andachten zum Beten auf der Zelle, und besonders mit der Idee, sonntags um 10 Uhr bei geöffnetem Zellenfenster den Berliner Glocken in Moabit zu lauschen und gemeinsam zu beten und zu singen", sagte Lehmann.