Corona: Menschenrechtler fordern mehr Hilfe für Behinderte

Corona: Menschenrechtler fordern mehr Hilfe für Behinderte

Frankfurt a.M., New York (epd). Behinderte Menschen benötigen nach Einschätzung von Menschenrechtlern weltweit besonderen Schutz in der gegenwärtigen Krise. Menschen mit Behinderung gehörten bereits unter normalen Bedingungen zu denen, die am meisten ausgegrenzt und stigmatisiert würden, erklärte Human Rights Watch am Donnerstag in New York. "Wenn sie nicht schleunigst in die Maßnahmen der Regierungen gegen Covid-19 einbezogen werden, laufen sie große Gefahr sich anzustecken und zu sterben", betonte die Expertin der Menschenrechtsorganisation, Jane Buchanan.

Weltweit gebe es mehr als eine Milliarde Menschen mit Behinderung, die etwa 15 Prozent der Bevölkerung ausmachten. Chronisch Kranke, Gebrechliche und Behinderte, deren Funktion der Atemwege eingeschränkt sei, seien von Covid-19 besonders bedroht. Andere seien dadurch in Gefahr, dass sie nicht an Informationen, Gesundheitsversorgung oder Bildung kämen, oder über kein soziales Netzwerk verfügten.

Es brauche barrierefreie Informationen über die Medien und im Internet, beispielsweise in leichter Sprache oder Gebärdensprache, Dienstleistungen über Sprachcomputer und weitere Hilfeleistungen. Regierungen müssten sicherstellen, dass die Betroffenen genügend Unterstützung erhielten.

Besonders gefährdet sind laut Human Rights Watch Kinder oder Erwachsene mit Behinderung, die abgeschieden in oftmals überfüllten Einrichtungen lebten. Ihnen drohe Verwahrlosung, Missbrauch und unzureichende medizinische Versorgung. Man habe Heime, in denen die Bewohner schlecht behandelt würden, in zahlreichen Ländern wie Brasilien, Kroatien, Indien, Russland, Ghana, Indonesien und Nigeria dokumentiert. Diese Menschen müssten wann immer möglich aus den geschlossenen Einrichtungen herausgeholt und in die Gesellschaft integriert werden.

Auch die Christoffel-Blindenmission sieht Menschen mit Behinderung in besonderer Gefahr. Sie gehörten in Entwicklungsländern zu den Ärmsten der Armen und könnten sich oftmals kaum schützen, erklärte die Organisation in Bensheim. Zudem sei ihnen kaum möglich, Vorräte für Ausgangssperren anzulegen. Menschen mit Körperbehinderungen könnten schwieriger einen Brunnen erreichen, um sauberes Wasser zum regelmäßigen Händewaschen zu holen. Isolation sei für Behinderte kaum möglich, weil sie in engem Kontakt mit ihren Helfern bleiben müssten. Die Organisation legt einen Hilfsfonds an, um Projekte in 55 Ländern mit Wasser, Seife und Desinfektionsmittel zu versorgen.

epd nam/lmw jup