Kinderhospiz-Expertin: Palliative Versorgung von Corona-Kranken nötig

Kinderhospiz-Expertin: Palliative Versorgung von Corona-Kranken nötig
24.03.2020
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Syke (epd). Die Kinder- und Jugendhospize in Deutschland fahren angesichts der Corona-Pandemie ihren normalen Betrieb herunter und bereiten sich auf die palliative Versorgung junger Corona-Patienten mit lebensverkürzenden Vorerkrankungen vor. Im Kinder- und Jugendhospiz "Löwenherz" in Syke bei Bremen werde dafür gerade ein abgetrennter Bereich vorbereitet, sagte Leiterin Gaby Letzing am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die übrigen 15 Einrichtungen in Deutschland hielten es ähnlich.

"Viele Eltern der lebensverkürzend erkrankten Kinder wünschen keine intensivmedizinische Behandlung, sondern eine palliative Versorgung und Sterbebegleitung, sollten sich die Kinder auch noch mit dem Coronavirus infizieren", sagte die Leiterin. Das Gesundheitsamt habe bereits die Erlaubnis erteilt. Das Hospiz werde damit allerdings erst starten, wenn es Schutzkleidung für seine Mitarbeitenden erhalten habe. Bisher sei ihrer Information nach noch keines der Kinder, die im "Löwenherz" regelmäßig betreut wurden, an Covid-19 erkrankt, sagte Letzing.

Neben diesem Notbetrieb würden in einem anderen Gebäude auch weiterhin Plätze für die "normale" Sterbebegleitung von Kindern und Jugendlichen vorgehalten, betonte sie. Das Hauptangebot, die Betreuung von Kindern mit einer lebensverkürzenden Erkrankung und ihrer Familien für bis zu vier Wochen im Jahr, sei zunächst bis Ende April ausgesetzt. "Auch wir müssen uns jetzt auf das absolut Notwendige konzentrieren", sagte Letzing. Sie habe bereits viele der fast 100 Beschäftigten des Hospizes vorübergehend nach Hause schicken müssen.

Die Leiterin appellierte zudem an die Kliniken in Deutschland, allen sterbenskranken Corona-Patienten eine palliative Versorgung zukommen zu lassen. Ärzte und Pflegepersonal auf den normalen Stationen müssten dafür vermutlich nachgeschult werden.

Auch wenn irgendwann wie in Italien Entscheidungen darüber anstünden, wer beatmet werde und wer nicht, müsse wenigstens eine palliative Versorgung der Sterbenden sichergestellt werden. Das gelte umso mehr, weil derzeit nicht einmal Angehörige diese Menschen begleiten könnten, forderte Letzing: "Auch ein 92-Jähriger hat das Recht darauf, in Würde zu sterben und nicht qualvoll zu ersticken."