Sozialverbände wollen unter den Corona-Rettungsschirm

Sozialverbände wollen unter den Corona-Rettungsschirm
Die Spitzen der Wohlfahrts- und Sozialverbände appellieren an Bund und Länder, Garantien für die Sozialwirtschaft zu übernehmen. Viele Einrichtungen geraten in wirtschaftliche Schwierigkeiten, warnen sie. Sie würden aber dringend gebraucht.

Berlin (epd). Vor den Beratungen der Bundesregierung über weitere Hilfen in der Corona-Krise haben die großen Wohlfahrtsverbände und weitere Sozialverbände einen Rettungsschirm für die Einrichtungen der Wohlfahrtspflege gefordert. Kitas oder Beratungsstellen stünden wegen fehlender Einnahmen mit dem Rücken zur Wand, sagte der Präsident des evangelischen Wohlfahrtverbandes, Ulrich Lilie, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der Vorstandsvorsitzende der Arbeitwohlfahrt (AWO), Wolfgang Stadler, erklärte, die soziale Infrastruktur sei in der gegenwärtigen Krise massiv gefährdet. Dem Ruf nach schneller staatlicher Hilfe schlossen sich auch der Sozialverband VdK, der Sozialverband Deutschland, die Bundesvereinigung Lebenshilfe, Fachverbände und die Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege an, der die großen Wohlfahrtsverbände angehören, neben der Diakonie und der AWO der katholische Caritasverband und der Paritätische sowie das Deutsche Rote Kreuz und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.

Diakoniepräsident Lilie warnte, "gerade den kleinen und mittleren Einrichtungen kann ganz schnell die Luft ausgehen - und zwar binnen Wochen." Fast alle seien angewiesen auf Zuwendungen und Entgelte nach Leistungsvereinbarungen, die wegfallen könnten, wenn die Einrichtungen geschlossen seien. "Alle sind außerdem gemeinnützig. Das heißt, sie dürfen keine großen Rücklagen bilden", erklärte der Diakonie-Chef. Ihnen drohe das finanzielle Aus: "Kosten für Mieten und Personal bei einer Kita oder Tagespflege laufen ja weiter."

Es gehe um viele Arbeitsplätze, sagte Lilie, aber auch um "für den Zusammenhalt der Republik essenzielle Handlungsfelder: Kitas, Beratungsstellen, Tagespflege und Reha-Einrichtungen." Er appellierte an die Bundesregierung, ein klares Signal zu setzen und den Fortbestand der Einrichtungen zu garantieren. "Wir sind ein ganz wesentlicher Bestandteil des Zusammenlebens und haben im Moment eine wichtige Rolle für Zusammenhalt und Solidarität in diesen herausfordernden Zeiten", sagte Lilie.

Der AWO-Vorsitzende Stadler erklärte, die Auswirkungen der Krise auf den gesamten sozialen Sektor seien massiv: "Ambulante Pflegedienste müssen den Dienst einstellen, weil die Schutzkleidung fehlt. Reha-, Kur- und Erholungseinrichtungen fürchten um ihre Existenz, weil sie den Betrieb einstellen müssen. Inklusionsbetriebe beispielsweise in der Gastronomie stehen vor dem Aus, weil sie keine Aufträge mehr erhalten." Auch das Ehrenamt und die Freiwilligendienste seien stark betroffen, sagte Stadler.

Die Sozialwirtschaft brauche umgehend staatliche Hilfe. Dazu zähle eine Erklärung der Bundes- und Landesbehörden, dass Förderungen beibehalten würden, auch wenn keine oder nur eine eingeschränkte Leistung erbracht werden könne. Der Ausfall von Leistungsentgelten müsse kompensiert werden. Die Menschen bräuchten verlässliche Anlaufstellen, an die sie sich wenden könnten, sagte Stadler.

In einem gemeinsamen Aufruf erklärten die Sozialverbände, "ein Sterben dieser sozialen Infrastruktur können wir uns als Gesellschaft nicht leisten." Daher müssten die Dienste und Einrichtungen in die Schutzschirme von Bund und Ländern einbezogen werden.

epd co/bm jup