Hilfswerke appellieren in Corona-Krise an Hilfe für arme Länder

Hilfswerke appellieren in Corona-Krise an Hilfe für arme Länder

Frankfurt a.M. (epd). Kirchliche Hilfswerke haben angesichts der Corona-Krise zur Unterstützung armer Menschen in den Entwicklungsländern aufgerufen. "Gerade jetzt müssen wir an die Menschen in anderen Teilen der Welt denken, die schon vor dem Ausbruch von Corona in großer Not waren", erklärte der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, am Freitag in Berlin. Misereor-Geschäftsführer Pirmin Spiegel betonte, man dürfe trotz der Sorgen und Ängste in Deutschland nicht die globale Dimension der Krise und die Auswirkungen auf die weltweit Ärmsten aus den Augen verlieren: "An vielen Orten wird die Ausbreitung des Coronavirus für diese Menschen noch weitaus dramatischere Folgen als bei uns haben."

Beide Organisationen baten eindringlich um Spenden. "Wir brauchen dringend zusätzliche finanzielle Mittel, um unsere Hilfe anzupassen und auszubauen", sagte Keßler. Misereor-Chef Spiegel verwies darauf, dass das katholische Hilfswerk einen Großteil seiner Spenden aus den Fastenaktionen beziehe. Da nun aber Gottesdienste und Spendenaktionen abgesagt seien, werde dies ein empfindlicher Rückgang der Einnahmen bedeuten.

"Mit Blick auf die schwierige Gesamtlage bitten wir die Bevölkerung von Herzen darum, unsere Arbeit in Zeiten der Corona-Krise besonders zu unterstützen", sagte Spiegel. Keßler rief auch die Regierung zu Hilfe auf. "Wir erhoffen uns von der Politik, dass sie ebenso schnell und unkompliziert handelt wie bei der Unterstützung der Wirtschaft hierzulande."

"Wir müssen davon ausgehen, dass die Pandemie in den kommenden Wochen viele Länder des Südens in immense Schwierigkeiten bringen und es dort zu großem Mangel kommen wird", sagte Misereor-Vorstand Martin Bröckelmann-Simon. "Mangel an Information in der Bevölkerung, Mangel an Teststellen, Mangel an Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln sowie fehlende Voraussetzungen für intensivmedizinische Versorgung." Die Armen in städtischen Gebieten lebten oft sehr beengt, eine Vermeidung der Ansteckung sei sehr schwierig. Zudem verfügten die Bewohner ländlicher und städtischer Gebiete in vielen Regionen nicht über genügend Wasser, um häufig Hände zu waschen.

Zu den bedrohtesten Gruppen zählt die Diakonie Katastrophenhilfe Flüchtlinge in Lagern. Ihre Situation werde sich durch die Pandemie weiter zuspitzen, erklärte Keßler. "Die Camps, etwa in Idlib oder auf Lesbos, sind völlig überfüllt, es gibt dort weder ausreichend sauberes Wasser noch eine nennenswerte Gesundheitsversorgung. Die Menschen können aufgrund der Enge schlicht keine zwei Meter Abstand halten und sich regelmäßig die Hände waschen."