Osnabrück (epd). Der Epidemiologe Gérard Krause hat sich angesichts stark steigender Corona-Fallzahlen für einen Strategiewechsel im Kampf gegen die Pandemie ausgesprochen. Es werde nicht mehr rechtzeitig gelingen, ausreichend Intensivkapazitäten zu schaffen, sagte der Leiter der Epidemiologie am Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). "Wir müssen uns umso dringlicher darauf konzentrieren, die Zahl der schweren Erkrankungen so gering wie möglich zu halten", betonte er.
"Wenn Ressourcen gebunden werden, um alles auf Eindämmung zu setzen, und die dann fehlen, um die Behandlung der Alten und Vorerkrankten zu optimieren, wäre das kontraproduktiv", erklärte Krause. Das dürfe nicht passieren.
Die Einschätzung des Robert Koch-Institutes, es könnten sich binnen drei Monaten zehn Millionen Menschen anstecken, sei realistisch. Auf eine Zahl von zwei Millionen schwer erkrankter Covid-19-Patienten "müssen wir uns einstellen", sagte der HZI-Chefepidemiologe. Daran änderten auch Schul- und Geschäftsschließungen nichts.
Krause warnte eindringlich vor einer Ausgangssperre. Eine solche Maßnahme könne die Gesundheitsversorgung gravierend beeinträchtigen, sagte er.