"Ärzte ohne Grenzen" fordert wegen Corona EU-Solidarität mit Italien

"Ärzte ohne Grenzen" fordert wegen Corona EU-Solidarität mit Italien

Rom, Brüssel (epd). In Italien werden Atemmasken und Schutzkleidung für Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern im Zuge der Corona-Krise immer knapper. Bis Dienstag hatten sich bereits 2.300 Beschäftigte im Gesundheitswesen infiziert, das waren zehn Prozent aller Corona-Fälle im Land, wie das nationale Gesundheitsamt mitteilte. Der Mangel wird laut Rundfunkberichten durch Diebstähle noch verschärft.

"Ärzte ohne Grenzen" appellierte an die EU-Staaten, den Schutz des Gesundheitspersonals europaweit zu sichern. In der Lombardei, wo das Virus am stärksten verbreitet ist, reiche der Vorrat an Atemmasken nur noch ein bis zwei Tage, beklagte der Vorsitzende der Notärztevereinigung, Alessandro Vergallo.

Angesichts der Schwierigkeiten, Schutzkleidung und Beatmungsgeräte aus dem Ausland nach Italien zu importieren, forderte "Ärzte ohne Grenzen" mehr Solidarität unter den EU-Staaten. "Wenn wir nicht rasch die nötige Schutzkleidung erhalten, wird immer mehr Gesundheitspersonal erkranken", warnte die Präsidentin der italienischen Sektion der Hilfsorganisation, Claudia Lodesani.

Die Ressourcen in der EU müssten besser verteilt werden. "Heute benötigt Italien dringend Lieferungen medizinischer Ausrüstung, in einigen Wochen könnte dies anderswo der Fall sein", betonte der Leiter des Covid-19-Teams von "Ärzte ohne Grenzen" in Brüssel, Brice de le Vingne. Da das Virus nicht an Grenzen haltmache, müsse auch die Solidarität über Grenzen hinaus ausgedehnt werden.

Die italienische Regierung ernannte wegen des Mangels an Schutzkleidung und Beatmungsgeräten auf Intensivstationen einen Sonderkommissar. Domenico Arcuri soll infolge von Exportbeschränkungen anderer EU-Länder die italienischen Produktionskapazitäten erhöhen.