Frauen in Lateinamerika demonstrieren für Gleichberechtigung

Frauen in Lateinamerika demonstrieren für Gleichberechtigung
In mehreren lateinamerikanischen Ländern sind Frauen für ihre Rechte auf die Straße gegangen. Die feministische Bewegung wächst, weil die Gewalt gegen Frauen in vielen Ländern zunimmt.

Frankfurt a.M., Oaxaca (epd). Hunderttausende Frauen sind in Lateinamerika am Weltfrauentag für mehr Gleichberechtigung und gegen Gewalt auf die Straße gegangen. Die größte Demonstration fand in der chilenischen Hauptstadt Santiago statt. Dort beteiligten sich am Sonntag (Ortszeit) nach Angaben der Organisatorinnen zwei Millionen Menschen an einem Protestzug, wie die Tageszeitung "La Nación" berichtete.

Proteste gab es auch in Mexiko, Kolumbien, Brasilien, Ecuador und Venezuela. In Perú fanden bereits am Samstag Demonstrationen statt. In Argentinien haben Feministinnen für Montag zu Kundgebungen für eine Liberalisierung des Abtreibungsverbotes aufgerufen. In Mexiko war ein Generalstreik der Frauen geplant.

Die Demonstration in Santiago de Chile zog sich rund vier Kilometer durch die Stadt. Die Proteste richteten sich gegen die Politik von Präsident Sebastián Piñera und seine Kürzungen im sozialen Bereich. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer prangerten auch die geschlechtsspezifische Gewalt an.

Zu Zusammenstößen kam es, als Protestierende versuchten, zum Präsidentenpalast vorzudringen. Die Polizei, die von 125.000 Demonstrierenden sprach, setzte Tränengas und Wasserwerfer ein. Das Institut für Menschenrechte (INDH) prangerte den unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt gegen die Demonstranten ein. Auch in anderen chilenischen Städten gab es Kundgebungen.

In Mexiko protestierten Zehntausende Frauen. In Mexiko-Stadt beteiligten sich offiziellen Angaben zufolge 80.000 Menschen an einem Protestmarsch. Auf dem zentralen Zócalo-Platz malten Aktivistinnen die Namen ermordeter Frauen auf den Boden und entzündeten ein Feuer. Vereinzelt zerstörten Demonstrantinnen Scheiben und warfen Farbbeutel, die Polizei setzte Tränengas ein.

Auch in zahlreichen anderen Städten Mexikos protestierten Tausende gegen Frauenmorde, Vergewaltigungen und sexuelle Nötigung. In Mexiko werden täglich zehn Frauen und Mädchen ermordet. Feministinnen protestieren bereits seit Wochen gegen die Gewalt und die Straffreiheit der Täter.

Auch in Kolumbien machten Frauen in zahlreichen Städten mobil. Den größten Protestmarsch gab es in der Hauptstadt Bogotá. Die Beteiligten forderten mehr Schutz für Frauen und ein Ende der Straffreiheit für Täter. Nach Angaben des Rechtsmedizinischen Institutes gab es im vergangenen Jahr 796 sogenannte Femizide.

In Brasilien gab es ebenfalls Protestmärsche, allerdings in kleinerem Ausmaß als erwartet. In São Paulo trotzen laut Medienberichten 10.000 Frauen dem Regen. In der Hauptstadt Brasília demonstrierten über 5.000 Frauen der Landlosenbewegung. Sie prangerten die Kürzungen im Bildungs- und Gesundheitsbereich der Regierung unter Staatschef Jair Bolsonaro an. Nach aktuellen Untersuchungen habe es einen Anstieg der sexuellen Gewalt um 53 Prozent im vergangenen Jahr gegeben, hieß es.

In Perú hatten Gewerkschaften, Feministinnen und Künstlerinnen bereits am Samstag gegen die ebenfalls zunehmende Gewalt gegen Frauen demonstriert. Nach Angaben des Frauenministeriums wurden im vergangenen Jahr 165 Frauen und damit so viele wie noch nie aus geschlechtsspezifischen Gründen ermordet. In diesem Jahr gab es schon 30 Opfer.

epd vog/suk/nam fu