Kirchgänger lassen sich von Corona-Epidemie nicht abschrecken

Eucharistiefeier in Coronazeiten
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Als Empfehlung zur Eucharistiefeier in Coronazeiten rät die EKD: "Es ist möglich, bei der Austeilung des Abendmahls vorübergehend Einzelkelche zu verwenden."
Kirchgänger lassen sich von Corona-Epidemie nicht abschrecken
Wegen des Coronavirus fallen derzeit viele Großveranstaltungen aus. Vom Kirchgang lässt sich bislang jedoch kaum jemand abhalten, wie eine epd-Umfrage zeigt. Die Kirchen geben Hygiene-Empfehlungen und betonen ihre seelsorgliche Verantwortung.

Frankfurt a.M. (epd). Der Coronavirus hat bislang kaum Auswirkungen auf das kirchliche Leben in Deutschland. Die beiden großen christlichen Kirchen sehen derzeit keine Anzeichen für einen Rückgang der Besucherzahlen bei Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern ergab. Allerdings werden die Besucherzahlen nicht regelmäßig registriert. Mit Verhaltensregeln versuchen die Kirchen, die Ansteckungsgefahr im Gottesdienst gering zu halten. Im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, in dem ein Großteil der Infizierten in Deutschland lebt, fielen wegen des Coronavirus einige Gottesdienste aus, Pfarrbüros wurden geschlossen.

In wenigen Einzelfällen wurden kirchliche Großveranstaltungen abgesagt. Dazu gehört unter anderem die Eröffnung zur bundesweiten "Woche der Brüderlichkeit" der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die mit mehr als 1.000 Teilnehmern am Sonntag in Dresden stattfinden sollte. Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) sagte eine in Bad Herrenalb für Anfang März geplante dreitägige Veranstaltung mit Teilnehmern aus 19 Ländern ab. Die hannoversche Landeskirche verschob ihren für den 21. März geplanten "Tag der Kirchenvorstände", zu dem rund 1.500 Menschen im Congress Centrum Hannover erwartet wurden. Vereinzelt wurden auch Dienstreisen und kleinere Veranstaltungen mit internationalen Teilnehmern abgesagt.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gibt mehrere Ratschläge, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. So gebe es grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten, das Abendmahl zu feiern: "Es ist möglich, bei der Austeilung des Abendmahls vorübergehend Einzelkelche zu verwenden", sagte ein EKD-Sprecher dem epd. Eine weitere Möglichkeit könne auch die sogenannte "Intinctio" sein, das Eintauchen der Abendmahls-Oblate in den Kelch. Diesen Hinweisen folgen die 20 evangelischen Landeskirchen.

Nach Informationen des epd gibt es in mehreren Dekanaten der Evangelischen-Lutherischen Kirche in Bayern die Empfehlung, das Abendmahl derzeit auf die Brotkommunion zu beschränken und den Wein beziehungsweise den Traubensaft vorerst wegzulassen. Einen Schritt weiter ging der Kirchenbezirk in Karlsruhe in der badischen Landeskirche, der den Gemeinden empfahl, bis auf Weiteres auf die Austeilung des Abendmahls zu verzichten.

Die Kirchen betonen angesichts der Corona-Angst im Land auch ihre seelsorgliche Aufgabe. "Als Christinnen und Christen gilt unser Augenmerk nicht nur dem Schutz der Gesunden, sondern auch der Sorge für die Kranken", heißt es in einem Schreiben der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau an die Gemeinden und Einrichtungen. "In diesem Sinne sollten wir sozialer Ausgrenzung, die nicht der medizinisch gebotenen Quarantäne dient, entgegentreten und den Kranken sowie ihren Angehörigen im Rahmen unserer Möglichkeiten seelsorglich beistehen."

Ein leeres Weihwasserbecken steht in der Kirche St. Antonius in Düsseldorf. Aufgrund der Gefahr , sich mit dem Corona-Virus anzustecken, empfiehlt die Deutsche Bischofskonferenz, auf das Füllen der Weihwasserbecken zu verzichten.

Rund die Hälfte der 27 katholischen Bistümer in Deutschland beteiligte sich an der epd-Umfrage. Sie orientieren sich an einem Empfehlungsschreiben der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. "Wer Symptome einer Erkrankung aufweist oder bei wem der Verdacht auf Erkrankung besteht, soll auf die Teilnahme an Gottesdiensten verzichten", heißt es darin. Bei der Kommunion wird neben dem Händewaschen zum Einsatz von Desinfektionsmitteln geraten. Vorsicht gelte bei jedwedem Körperkontakt - etwa dem Handreichen beim Friedenszeichen. Auch sei bei der Nutzung des Weihwasserbeckens in den Kirchen vorübergehend Zurückhaltung ratsam.

In vielen katholischen Kirchen bleibt das Weihwasserbecken deshalb derzeit leer, unter anderem im Kölner Dom. Um das Ansteckungsrisiko zu verringern, wird hier auch nicht mehr zum Händereichen als Zeichen des Friedensgrußes aufgerufen. Die sogenannte Mundkommunion, bei der der Priester den Gläubigen die Hostie direkt auf die Zunge legt, wird im Kölner Dom wie auch in zahlreichen anderen katholischen Gemeinden derzeit durch die Handkommunion ersetzt, bei der die Gläubigen die Hostie mit der Hand entgegennehmen.