Erklärung von Lesbos

Erklärung von Lesbos
Im Februar hat eine Delegation aus Kommunalpolitikern, Vertretern der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Initiative "Seebrücke" zwei Tage lang Griechenland besucht, um sich ein Bild von der Lage in den sogenannten Hotspots auf den ägäischen Inseln zu machen.

Man sei "Zeuge unhaltbarer Zustände" geworden, heißt es in einer Erklärung: "40.000 Menschen müssen in bitterer Kälte schlafen. Hygiene gibt es nicht. Es fehlt an medizinischer Versorgung, an Nahrungsmitteln, dem Allernötigsten zum Überleben." Die Partner veröffentlichten eine "Erklärung von Lesbos", die der Evangelische Pressedienst (epd) im Wortlaut dokumentiert:

I. Familien zusammenführen - geltendes Recht umsetzen: Wir fordern die schnelle Familienzusammenführung von Schutzsuchenden in Griechenland mit ihren Verwandten in Deutschland. Ihre Aufnahme ist kein Gnadenakt, sondern die Erfüllung des Rechtsanspruchs auf Familienzusammenführung im Rahmen der Dublin-Verordnung. Hier sind die deutschen Behörden in der Verantwortung. Auch andere Rechte müssen erfüllt werden, wie die angemessene Unterbringung und ein faires Asylverfahren.

II. Alle unbegleiteten Minderjährigen evakuieren: Wir fordern die sofortige Aufnahme aller unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge durch willige EU-Staaten. Deutschland sollte hier vorangehen. Die Dublin-Verordnung bietet alle Möglichkeiten, die humanitären Aufnahmen zu realisieren.

III. Kommunale Aufnahme ermöglichen: Wir fordern, Ländern, Städte, Kommunen und Landkreisen die zusätzliche Aufnahme von geflüchteten Menschen zu ermöglichen, zum Beispiel durch eine Änderung der Aufnahmeanordnung nach Paragraf 23 Abs. 1 des Aufenthaltsgesetzes. Bundesländer sollen in Eigenverantwortung Landesaufnahmeprogramme starten können, ohne von der Bundesregierung blockiert zu werden. Aktuell sind derartige Landesaufnahmeprogramme für unbegleitete Minderjährige aus Griechenland in Berlin, Bremen, Thüringen und Hamburg in der Diskussion. So können Städte tatsächlich zu "sicheren Häfen" werden.

IV. Das EU-Türkeiabkommen darf keine Blaupause für das europäische Asylsystem sein: Wir fordern einen Neustart der europäischen Asylpolitik, bei dem die Interessen der Mitgliedstaaten und der Schutzsuchenden gleichermaßen berücksichtigt werden. Es braucht sichere und legale Wege für Asylsuchende und für Migranten. Die aktuell in EU-Kommission und Mitgliedstaaten diskutierten Reformpläne mit Hotspots an den europäischen Außengrenzen sind dafür völlig ungeeignet. Menschen allein wegen ihres Asylgesuches zu inhaftieren, verstößt gegen geltendes europäisches Recht. Es ist offenkundig, dass die bestehenden Lager keine Entlastung der Außengrenzstaaten bewirken. Ganz im Gegenteil werden Räume der Rechtlosigkeit und des Elends geschaffen.