Mainz, Bonn (epd). Das Papst-Schreiben zur Notlage der katholischen Kirche im Amazonas-Gebiet hat am Mittwoch auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz beschäftigt. Bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Mainz berieten die Bischöfe über Konsequenzen aus dem Papier mit dem Titel "Das geliebte Amazonien" ("Querida Amazonia") für die deutsche Kirche. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sprach sich im Anschluss erneut dafür aus, die Priesterweihen verheirateter Männer auszuweiten. Die Frage sei längst "grundsätzlich geklärt", sagte er mit Blick auf die katholischen Ostkirchen und Fälle protestantischer Pastoren, die zur katholischen Kirche konvertieren.
"Ich weiß nicht genau, warum der Papst das nicht erwähnt hat", sagte Schick. Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sieht mit dem Schreiben zur Amazonas-Synode noch kein Ende der Debatte über einen erweiterten Zugang zur Priesterweihe, da der Mangel an Priestern zu groß sei. "Hier in Deutschland ist die Situation schon katastrophal", sagte er. Im Amazonas-Gebiet sei es "noch schlimmer". Gebete für mehr Berufungen würden allein das Problem nicht lösen. "Sie müssen schon viel Gottvertrauen haben, um nicht zu verzweifeln angesichts des bescheidenen Erfolgs", erklärte Overbeck.
Erzbischof Schick betonte zugleich, auch der Wert des Zölibats müsse von der Kirche stärker betont werden. Gestalten wie den Heiligen Franziskus oder Mutter Teresa hätte es in einer Kirche mit verheirateten Priestern womöglich nie gegeben. Letztlich müsse eine Kompromisslösung gesucht werden: "Dann findet man auch einen Weg, mit dem alle leben können."
In dem im Februar veröffentlichten Schreiben zur Amazonas-Synode vom Oktober 2019 hatte Papst Franziskus mit drastischen Worten Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und systematische Unterdrückung der indigenen Völker in der Region angeprangert. Auf die Forderung der Amazonas-Bischofsversammlung nach einer Priesterweihe für verheiratete Männer war er jedoch nicht eingegangen. Eine Weihe von Frauen hatte er in dem Text ausgeschlossen.