Hanau: Verdacht auf rechten Terror

Hanau: Verdacht auf rechten Terror
Seehofer und Lambrecht reisen zum Tatort
In Hanau wurden mindestens neun Menschen Opfer tödlicher Schüsse. Die Behörden vermuten ein fremdenfeindliches Motiv. Die Tat sorgt bundesweit für Entsetzen.

Hanau, Berlin (epd). Die tödlichen Schüsse in Hanau haben bundesweit Entsetzen ausgelöst und waren offenbar rassistisch motiviert. Wie ein Sprecher des Generalbundesanwalts am Donnerstag mitteilte, geht die Ermittlungsbehörde von einem "fremdenfeindlichen Motiv" aus. Der Generalbundesanwalt hat in dem Fall die Ermittlungen übernommen. In Hanau hatte ein Mann am Mittwochabend neun Menschen erschossen. Die Polizei fand den mutmaßlichen Täter und dessen Mutter danach tot in deren Wohnung, wie Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) mitteilte.

Beuth sprach vom "Verdacht einer terroristischen Gewalttat". "Nach unseren jetzigen Erkenntnissen ist ein fremdenfeindliches Motiv durchaus gegeben", erklärte er in Wiesbaden. Der hessische Landtag hatte zuvor seine geplante Plenarsitzung wegen der Gewalttat nach einer Gedenkminute abgebrochen. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sprach von einem furchtbaren Verbrechen, das "im Grunde sprachlos" mache.

Auch Vertreter der Bundesregierung sagten Termine ab. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollte eigentlich zur Einführung des neuen Präsidenten der Wissenschaftsakademie Leopoldina nach Halle reisen. Sie lasse sich fortlaufend über den Stand der Ermittlungen in Hanau unterrichten, teilte ihr Sprecher Steffen Seibert bei Twitter mit. Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) änderte seine Terminpläne und wollte nach Angaben eines Sprechers gemeinsam mit Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) am Donnerstag nach Hanau reisen.

Der mutmaßliche Täter soll nach Polizeiangaben am Mittwoch gegen 22 Uhr am Heumarkt in der Innenstadt auf Menschen geschossen haben. Danach fuhr er weiter zum Kurt-Schumacher-Platz im Stadtteil Kesselstadt, wo er erneut mehrere Menschen angriff. Insgesamt wurden nach Polizeiangaben an den beiden Tatorten neun Menschen getötet.

Die Generalbundesanwalt übernahm noch in der Nacht die Ermittlungen. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) forderte am Donnerstag in Berlin, dass die Hintergründe der Tat gründlich aufgeklärt werden müssten. "Es ist erschütternd, wie viele Menschen dort sinnlos getötet wurden", sagte Lambrecht. "Die brutalen und menschenverachtenden Taten in Hanau lassen uns alle fassungslos zurück", erklärte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Auch in Brüssel löste die Tat Entsetzen aus. Der Präsident des Europaparlaments, David Sassoli, erklärte bei Twitter: "Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden." Der Präsident des Europäischen Rates der Staats- und Regierungschefs, Charles Michel, nannte den sinnlosen Verlust von Menschenleben "eine Tragödie".

Der Zentralrat der Juden erklärte bei Twitter, die "offenbar rechtsextrem motivierten Morde" seien erschütternd. Der Koordinationsrat der Muslime erklärte, die Orte des Angriffs wie auch das bekanntgewordene Bekennerschreiben zeigten, dass Migranten, insbesondere Muslime das Ziel gewesen seien. Es sei jetzt die Zeit, zusammenzurücken und zusammenzustehen, erklärte Koordinationsratssprecher Zekeriya Altug. Die evangelischen Kirchen in Hanau öffneten am Donnerstag ihre Türen für Menschen, die Trost suchen, wie der Dekan des Kirchenkreises, Martin Lückhoff, mitteilte.

epd co/hei/lmw svo