Frauenkirchen-Pfarrer Feydt mahnt klare Abgrenzung zu Extremismus an

Sebastian Feydt
© epd-bild/Matthias Rietschel
Frauenkirchen-Pfarrer Sebastian Feydt fordert, "keine neue Distanz zu Demokratie und Rechtsstaat entstehen zu lassen".
Frauenkirchen-Pfarrer Feydt mahnt klare Abgrenzung zu Extremismus an
09.02.2020
epd
epd-Gespräch: Katharina Rögner

Dresden (epd). Der evangelische Frauenkirchen-Pfarrer Sebastian Feydt mahnt eine klare Distanzierung von Extremismus an und sieht bei dem Thema Nachholbedarf in der sächsischen Landeskirche. "Wir leben in einer Zeit, in der rechtsextreme Tendenzen in den politischen Alltag einziehen, in der nicht nur nationalkonservatives, sondern nationalistisches Denken in der Kirche vorzufinden ist", sagte Feydt in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des Dresdner Gedenktages am 13. Februar, der an die Zerstörung der Stadt vor 75 Jahren und tausende Kriegsopfer im Zweiten Weltkrieg erinnert.

Die Kirchen hätten einen Bildungsauftrag. Daher seien sie einmal mehr gefordert, "keine neue Distanz zu Demokratie und Rechtsstaat entstehen zu lassen". Es gelte, die Demokratie zu stärken und gegen Antisemitismus und einen um sich greifenden Rechtsextremismus einzutreten. "Dem Evangelium sind alle nationalistischen Tendenzen fremd", betonte Feydt.

Dennoch gebe es in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens leider Nachholbedarf beim klaren Trennen zwischen demokratischen und antidemokratischen Positionen. Aber mit diesen Themen müsse sich differenziert auseinandergesetzt werden. "Ich bin dankbar, dass die aktuelle Aufgabe klar ausgesprochen ist. Nun muss sie angepackt und mit Substanz unterlegt werden", sagte Feydt im epd-Gespräch. Das sei eine Aufgabe für die gesamte Landeskirche.

Die Kirchenleitung hatte eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die den Unterschied zwischen wertkonservativem Christsein und Rechtsextremismus herausarbeiten soll. Hintergrund ist der Rücktritt des evangelischen Landesbischofs Carsten Rentzing, der in seiner Studentenzeit nach Einschätzung des Dresdner Landeskirchenamtes antidemokratische Texte verfasst hatte.

Der Dresdner Gedenktag am 13. Februar fordere die Zivilgesellschaft heraus und gebe immer Anlass, "wahrhaftig zu erinnern und gleichzeitig den Blick in die Stadt heute zu richten", sagte Feydt. "Wenn Rechtsextreme das Gedenken zu missbrauchen versuchen, muss die Zivilgesellschaft widerstehen. Wir müssen erinnern, was einst zum Nationalsozialismus und zur Zerschlagung der Demokratie geführt hat", betonte er.

Die erschreckende Unwissenscheit und Unbedarftheit im Umgang mit historischen Ereignissen dürfe nicht tatenlos hingenommen werden. "Wir müssen extremistischen Tendenzen klar widersprechen und Lehren aus der Vergangenheit immer wieder neu in den aktuellen Kontext stellen", sagte Feydt dem epd.

Allein eine Abgrenzung zwischen nationalkonservativem und rechtsextremistischem Denken reiche nicht. Kirche müsse sich heute eindeutig positionieren, das bedeute "Barmherzigkeit leben, Nächstenliebe üben". Der Anschlag von Halle habe gezeigt, "in welcher Gefahr wir andernfalls stehen".