Seenotretter helfen 3.400 Menschen auf Nord- und Ostsee

Seenotretter helfen 3.400 Menschen auf Nord- und Ostsee
Unterstützung auch für Altbundespräsident Joachim Gauck
Sie fahren bei jedem Wetter raus, auch bei größtem Sturm: Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger haben 2019 erneut vielen Menschen Hilfe in teils größter Not gebracht.

Cuxhaven (epd). Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist im vergangenen Jahr in 2.140 Fällen an Nord- und Ostsee im Einsatz gewesen und damit fast so oft wie 2018. Dabei haben die Besatzungen der rund 60 Rettungskreuzer und -boote fast 3.400 Menschen Hilfe geleistet, bilanzierte die Gesellschaft am Dienstag in Cuxhaven. Allein mehr als 350 von ihnen wurden aus Seenot gerettet oder aus teils großen Gefahren befreit.

Zu den dramatischsten Seenotfällen zählte im Mai ein Einsatz vor der Küste des niedersächsischen Wangerlandes, wie es hieß. Dort sei eine Segeljacht auf der Außenjade gekentert. Die Seenotretter hätten drei der vier Besatzungsmitglieder lebend an Land gebracht. Einer 49-jährigen Frau hätten sie nicht mehr helfen können - ihre sofortige Wiederbelebung erfolglos geblieben.

Die Hilfe für Segler und Angler gehört schon seit vielen Jahren zu den typischen Rettungseinsätzen der DGzRS. Oft wurden im vergangenen Jahr den Angaben zufolge auch kranke oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland gebracht.

Einen ungewöhnlichen Einsatz bewältigten Freiwillige der Seenotretter mit ihrem Boot auf dem Achterwasser von Usedom, als sie im August einen fahrenden Heißluftballon in Schlepp nahmen, wie es weiter hieß. Auf diese Weise hätten sie dem Ballon-Piloten und seinen vier Gästen wohl eine Notwasserung erspart.

Einen knappen Monat zuvor im Juli war die DGzRS nach eigenen Angaben für Altbundespräsident Joachim Gauck unterwegs, der auf der Ostsee mit einem kleinen Segelboot im Flachwasserbereich des Saaler Bodden gekentert war. Seenotretter der Station Wustrow brachten ihren ehemaligen Schirmherren in einer undramatischen Rettungsaktion sicher an Land.

Die meisten Einsätze (1.279) liefen an der Ostseeküste. Seit der Gründung vor 155 Jahren haben die ausschließlich aus Spenden finanzierten Seenotretter laut eigener Statistik insgesamt mehr als 85.000 Menschen Hilfe gebracht.

Um die Flotte zu modernisieren, wurden laut DGzRS 2019 in Schilksee, Wilhelmshaven, Breege und Horumersiel vier neue Rettungsboote in Dienst gestellt. Fünf weitere Einheiten für die Stationen Puttgarden, Norddeich, Travemünde, Ueckermünde und Borkum sollten in diesem Jahr folgen. Dazu komme erstmals ein eigenes Trainingsschiff. Nach 35 Jahren solle wieder ein Seenotrettungskreuzer den Namen "Hamburg" tragen. Er sei für die Station Borkum vorgesehen. Das Spezialschiff wird den Angaben nach am 19. April an der Elbphilharmonie in Hamburg getauft.

Neue Seenotretter-Botschafterin ist die NDR-Moderatorin und Reporterin Anke Harnack. Sie übernahm das Ehrenamt von ihrem Vorgänger Bernd Flessner. Der Surfprofi sagte, er wisse, wie es sei, bei Sturm zu surfen: "Aber mit einem Seenotrettungskreuzer bei jedem Wetter, bei Nacht oder im Nebel auszulaufen, um andere zu retten, ist eine ganz andere Nummer."