Organspende: Spahn schreibt Brief an Abgeordnete

Organspende: Spahn schreibt Brief an Abgeordnete

Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wirbt mit einem Brief an Bundestagsabgeordnete um die Zustimmung zu der von ihm vorgeschlagenen Widerspruchsregelung bei der Organspende. Wie der "Spiegel" am Freitag berichtete, ging das Schreiben an die Parlamentarier, die knapp eine Woche vor der Abstimmung noch unentschieden sind, welcher Neuregelung sie zustimmen wollen. Das trifft laut Bericht auf rund 200 der 709 Bundestagsabgeordneten zu. Das Parlament stimmt am nächsten Donnerstag über eine mögliche Reform der Organspende ab.

Eine Gruppe um Spahn und Karl Lauterbach (SPD) tritt dabei für die Umkehrung des jetzigen Grundsatzes ein. Nach ihren Plänen soll jeder potenzieller Organspender sein, der dem zu Lebzeiten nicht widerspricht. Der Entwurf einer anderen Gruppe sieht dagegen vor, bei der jetzigen Regelung zu bleiben, wonach die Organentnahme nur bei ausdrücklicher Zustimmung möglich ist. Die Gruppe um Grünen-Chefin Annalena Baerbock will aber dafür sorgen, dass die Bürger regelmäßig dazu befragt werden, damit sie ihre Entscheidung möglichst dokumentieren.

In dem Brief von Spahn, dessen Wortlaut auch dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, heißt es: "Es geht um eine kluge Abwägung. Ich wünsche mir, dass wir dabei den Mut finden, den großen Schritt zu wagen." Die Widerspruchsregelung habe in anderen Ländern die Haltung zur Organspende grundlegend verändert. "Eine Kultur der Organspende hat sich entwickelt", schreibt Spahn.

In Deutschland warteten laut Deutscher Stiftung Organtransplantation Ende 2018 rund 9.400 Menschen auf ein Spenderorgan. Rund 3.100 Organe wurden in diesem Jahr gespendet. Die Jahresstatistik für 2019 liegt noch nicht vor.

Ziel beider Entwürfe im Bundestag ist es, die Zahl der Organspenden zu steigern. Das Abstimmungsergebnis ist völlig offen. Beide Entwürfe haben gleichermaßen Gegner wie Unterstützer. Einen Brief erhielten die Abgeordneten vor Weihnachten auch von den beiden großen Kirchen. Diese warben allerdings für die Entscheidungsregelung nach den Plänen von Baerbock und äußerten Bedenken gegen den Entwurf von Spahn.