Trauer um Opernregisseur Harry Kupfer

Trauer um Opernregisseur Harry Kupfer
Grütters würdigt verstorbenen Künstler als «Regielegende»
Seine Weltkarriere begann in der DDR, mit seinen Operninszenierungen hat er im In- und Ausland Maßstäbe gesetzt. Mit 84 Jahren ist Harry Kupfer gestorben. Die Trauer ist groß.

Berlin (epd). Der Opernregisseur Harry Kupfer ist tot. Der frühere Chefregisseur der Komischen Oper Berlin sei am Montag mit 84 Jahren nach längerer Krankheit in Berlin gestorben, teilte seine Agentur am Dienstag in Wien mit. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) reagierten betroffen und würdigten den Künstler, dessen Weltkarriere in der DDR begann, als herausragende Persönlichkeit.

Das Land verliere "eine wahre Regielegende der deutschen Operngeschichte", erklärte Grütters: "Seine Inszenierungen waren prägend für das realistische, das menschliche Musiktheater." Damit habe Harry Kupfer sowohl in der ostdeutschen als auch später in der westdeutschen Opernlandschaft Maßstäbe gesetzt, die bis heute gültig seien. Harry Kupfer werde "als leiser Grenzgänger in Erinnerung bleiben, der mit seinen sinnlichen Aufführungen wie kaum ein zweiter die verbindende Kraft der Musik ins Rampenlicht zu holen vermochte", sagte Grütters.

Berlins Regierender Bürgermeister Müller erklärte, die Arbeit des Opernregisseurs sei wegweisend und Vorbild für viele nachfolgende Kolleginnen und Kollegen gewesen. "Harry Kupfer gehörte zu den Großen seines Fachs und hat über viele Jahrzehnte die Musiktheaterlandschaft in unterschiedlichsten Funktionen und besonders herausragend als künstlerischer Leiter der Komischen Oper geprägt", sagte Müller.

Sein Management erklärte, Harry Kupfer, dessen Karriere 1958 in der DDR in Stralsund begann und ihn über Karl-Marx-Stadt, Weimar und Dresden nach Ost-Berlin führte, habe zu den bedeutendsten Regisseuren der Operngeschichte gezählt. Die Komische Oper Berlin habe er ab 1981 rund 21 Jahre lang künstlerisch geprägt.

Ausgangspunkt von Harry Kupfers internationalem Weltruhm war nach Angaben seiner Agentur die Inszenierung von Wagners "Fliegendem Holländer" 1978 im westdeutschen Bayreuth. Zum wichtigsten Weggefährten sei der Dirigent Daniel Barenboim geworden, mit dem Kupfer ab 1992 den Zyklus sämtlicher Werke Richard Wagners an der Berliner Staatsoper gestaltet habe, hieß es. Kupfers letzte Inszenierung sei zugleich seine Heimkehr an die Komische Oper gewesen. Dort inszenierte er im Frühjahr 2019 Georg Friedrich Händels "Poros".

"Der Tod von Harry Kupfer erfüllt das Ensemble der Komischen Oper Berlin mit großer Trauer", erklärte das Opernhaus. Kaum eine andere Künstlerpersönlichkeit sei der Komischen Oper Berlin künstlerisch und emotional so tief verbunden gewesen wie Harry Kupfer, sagte Intendant und Chefregisseur Barrie Kosky: "Seine außerordentlichen künstlerischen Instinkte, sein virtuoses Regiehandwerk, seine leidenschaftliche Art zu kommunizieren, seine große Liebe zu Detail und Rhythmus und nicht zuletzt sein einzigartiger, wunderbarer Humor machten ihn zu einem der außergewöhnlichsten und einflussreichsten Musiktheater-Regisseure der vergangenen 60 Jahre."