Segen "Urbi et orbi": Papst erinnert an Leid von Flüchtlingen

Segen "Urbi et orbi": Papst erinnert an Leid von Flüchtlingen

Rom (epd). Papst Franziskus hat am Mittwoch auf dem Petersplatz den traditionellen Segen "Urbi et orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) gespendet. In seiner Weihnachtsbotschaft beklagte er vor Zehntausenden Pilgern Kriege und Konflikte weltweit als Fluchtursachen. Ungerechtigkeit zwinge die Menschen dazu, Wüsten und Meere zu überqueren, "die zu Friedhöfen werden". Unter Anspielung auf die Bedingungen in legalen und illegalen Gefängnissen in Libyen beklagte der Papst, Flüchtlinge seien gezwungen, "unsagbare Misshandlungen, Knechtschaft und Folter in unmenschlichen Lagern zu ertragen".

In diesem Zusammenhang prangerte der Papst die Abschottungspolitik zahlreicher Länder etwa in Europa an. Menschen, die zur Flucht gezwungen seien, stießen dort auf "Mauern der Gleichgültigkeit", wo sie Hoffnung auf ein würdiges Leben haben könnten.

In einer gemeinsam mit dem geistlichen Oberhaupt der Anglikaner, dem Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, unterzeichneten Weihnachtsbotschaft ermutigte der Papst gleichzeitig die politische Führung des Südsudan, das vor kurzem unterzeichnete Friedensabkommen umzusetzen. Darin äußerte er die Hoffnung, dass die Übereinkunft rasch zu Versöhnung und Brüderlichkeit führen möge.

In seiner Weihnachtsansprache auf dem Petersplatz erinnerte Franziskus ferner an das Leid der unter den anhaltenden Kämpfen zwischen Rebellen und Regierung leidenden Bevölkerung im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Unter Anspielung auch auf die dortige Ebola-Epidemie beklagte er das Schicksal derer, die unter Gewalt, Naturkatastrophen und medizinischem Notstand leiden. Franziskus wies darüber hinaus auf religiös motivierte Gewalt in Burkina Faso, Mali, Niger und Nigeria hin.

Der Papst äußerte in seiner Weihnachtsbotschaft im Hinblick auf die Heimatregion von Jesus Christus, an dessen Geburt er in der vorangegangenen Nacht in der Mitternachtsmette im Petersdom gedacht hatte, seine Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten. Dabei wies er insbesondere auf die anhaltenden Konflikte in Syrien, im Irak und Libanon sowie auf die schwere humanitäre Krise im Jemen hin.

Besonderes Augenmerk richtete Franziskus überdies auf die wachsenden gesellschaftlichen und politischen Konflikte in Lateinamerika. Er appellierte an die politisch Verantwortlichen in Venezuela und die internationale Gemeinschaft, der dortigen Bevölkerung nicht die humanitäre Hilfe zu verweigern, die sie benötige.

In der Mitternachtsmette hatte das katholische Kirchenoberhaupt die Gläubigen zuvor aufgefordert, sich trotz Missständen in der Kirche nicht der bedingungslosen Liebe Gottes zu verweigern, der jeden Menschen liebe, "auch den schlimmsten". Trotz allem, "was in der Kirche nicht funktioniert", sollten sie sich nicht davon abbringen lassen, sich selbst zu verändern, in dem sie ihr eigenes Leben in ein Geschenk an andere verwandelten.