Wilmer: Debatte um sexuellen Missbrauch begleitet Kirche weiter

Wilmer: Debatte um sexuellen Missbrauch begleitet Kirche weiter

Hannover, Hildesheim (epd). Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer befürchtet, dass die Debatte um sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch die katholische Kirche noch länger begleiten wird. "Ein Ende sehe ich so nicht", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Freitag). Aber die Kirche sei fest entschlossen, gegen jede Form von sexualisierter Gewalt vorzugehen und sie auch öffentlich zu machen. "Es ist so oder so heikel. Aber nichts zu tun, geht nicht." Wilmer hatte erst kürzlich einen Priester beurlaubt, dem vorgeworfen wird, in den 1980er Jahren sexualisierte Gewalt an einer jungen Frau ausgeübt zu haben.

Der Bischof beklagte außerdem, dass der allgemeine Ton bei gesellschaftlichen Auseinandersetzungen ungewöhnlich rau geworden sei. "Auch ich bekomme Hassbriefe und Mails, die unterhalb eines erträglichen Niveaus liegen", sagte Wilmer. In zwei Fällen sei er juristisch dagegen vorgegangen. "Es gibt Grenzverletzungen, die wir nicht hinnehmen dürfen", betonte er. "Es ist unsäglich, was auch Lokalpolitiker teils hinnehmen müssen. An die Stelle von Argumenten tritt oft die persönliche Verunglimpfung. Es ist bitter zu sehen, dass das Niveau unserer Streitkultur sinkt."

Wilmer äußerte Sympathie für die "Fridays-for-Future"-Bewegung. "Die Schüler legen den Finger an einen wunden Punkt und erinnern uns daran, dass wir uns am Riemen reißen müssen." Eine Grenze bei den Protesten wäre aber für ihn erreicht, wenn nur noch apokalyptische Bilder gemalt würden, die letztlich zu Fatalismus führen würden. Wilmer betonte, die Menschen müssten sich klar machen, dass die Welt ihnen nicht gehöre, sondern nur anvertraut sei. "Wir werden einmal Rechenschaft ablegen müssen."