Demonstranten in Madrid fordern mehr Klimaschutz

dpa
Demonstranten in Madrid fordern mehr Klimaschutz
Klimaexpertin verlangt Unterstützung für arme Länder
Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Madrid geht in die zweite Woche. Am Freitagabend demonstrierten in der spanischen Hauptstadt Zehntausende Menschen für mehr Klimaschutz und forderten die Staaten zum Handeln auf.

Madrid (epd). Am Rande der Weltklimakonferenz in Madrid haben Zehntausende Menschen am Freitagabend von den Regierungen der Welt mehr Anstrengungen zur Eindämmung der Erderwärmung gefordert. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg warf den Regierungen vor: "Sie verraten uns!". Die Klimaexpertin Sabine Minninger von "Brot für die Welt" verlangte in einem epd-Gespräch von Deutschland eine starke Unterstützung für einen internationalen Hilfsfonds zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels.

Zu der Demonstration in der Madrider Stadtmitte hatten mehr als 850 Organisationen aufgerufen, darunter die weltweite Initiative "Fridays for Future". Die Organisatoren gaben die Zahl der Teilnehmer mit 500.000 an, die Sicherheitsbehörden hingegen mit 15.000. In Madrid findet derzeit die 25. UN-Klimakonferenz statt. Bis zum 13. Dezember soll dort über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens beraten werden.

Greta Thunberg musste ihre Teilnahme an der Kundgebung in Madrid abbrechen, da die Aufmerksamkeit von Journalisten und Schaulustigen so groß war, dass die Demonstration nicht in Gang kam. Auf Anraten der Polizei zog sie sich zurück und erschien erst wieder zum Abschluss auf der Bühne.

Die 16-jährige Klimaaktivistin war am Freitagmorgen in Madrid angekommen. In einer Pressekonferenz vor 350 akkreditierten Journalisten erklärte sie, die Bewegung "Fridays for Future" habe der Klimakrise zwar zu mehr Aufmerksamkeit durch die Medien verholfen und viele Menschen wachgerüttelt, aber bislang habe sie im Grunde keine konkreten Schritte der Regierungen erreicht. Sie bat zudem die Öffentlichkeit, nicht nur sie selbst wahrzunehmen, sondern auch andere Klimaaktivisten.

Die Klimaexpertin des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt", Sabine Minninger, forderte unterdessen, die Bundesregierung müsse sich endlich an die Seite der armen Staaten stellen, die immer stärker unter den verheerenden Folgen des Klimawandels leiden. "Es muss ein internationaler Fonds zur Begleichung von Schäden und Verlusten mit ausreichenden finanziellen Mitteln her, der den Armen hilft", sagte Minninger dem Evangelischen Pressedienst. Deutschland müsse dabei vorangehen.

Die Unterstützung für die armen Staaten, die am wenigsten für die Erderwärmung verantwortlich sind, ist ein zentrales Streitthema in Madrid. "Die reichen Staaten haben den armen Staaten versprochen, dass diese Frage in Madrid geklärt wird", sagte Minninger. "Jetzt müssen sie liefern."

Sie wies darauf hin, dass Dürren, Stürme und Überschwemmungen als Folge des Klimawandels jährliche Schäden und Zerstörungen in Höhe von mehreren Hundert Milliarden Euro verursachen. "Die armen Staaten verlangen zu Recht eine Unterstützung von den reichen Staaten", erläuterte die Expertin. Die Industriestaaten trügen durch den jahrhundertelangen unkontrollierten Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase die Hauptverantwortung für die steigenden Temperaturen.

Der 25. Klimagipfel der Vereinten Nationen hatte am vergangenen Montag begonnen. Vertreter von mehr als 190 Staaten beraten in Madrid über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Die Vereinbarung setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und wenn möglich sogar auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

epd hgk/her jup