Organisationen: Gerettete widersetzen sich Rückkehr nach Libyen

Organisationen: Gerettete widersetzen sich Rückkehr nach Libyen
Gerade erst waren sie scheinbar in Sicherheit, dann drohte die Rückführung nach Libyen: Zwei Personen sollen am Samstag auf einem Handelsschiff einer Hamburger Reederei im Mittelmeer von Bord gesprungen sein.

An Bord der "Ocean Viking" (epd). Auf dem Handelsschiff einer deutschen Reederei vor der Küste Libyens haben sich nach Angaben von Rettungsorganisationen aus Seenot gerettete Menschen dem Versuch widersetzt, nach Libyen zurückgebracht zu werden. Die "OOC Panther" des Hamburger Unternehmens Opielok habe am Samstag rund 30 Menschen von zwei Booten aus Seenot gerettet, teilten die Organisationen SOS Méditerranée und "Ärzte ohne Grenzen" am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Sie beriefen sich auf mitgehörte Funksprüche und Angaben des Kapitäns der "Panther", auf der sie selbst kurzzeitig an Bord gingen.

SOS Méditerranée und "Ärzte ohne Grenzen" sind in der Region auf ihrem Schiff "Ocean Viking" unterwegs, um Menschen aus Seenot zu retten. Sie haben 60 Menschen an Bord, die sie am Donnerstagabend von einem treibenden Holzboot geborgen hatten. Wie viele andere Migranten und Flüchtlinge hatten diese sich aus Libyen auf den Weg nach Europa gemacht. Das vom Bürgerkrieg verheerte Land ist berüchtigt für seine Lager, in denen Migranten misshandelt werden.

Am Samstag wurde die "Ocean Viking" vom Handelsschiff "Panther" um Hilfe gebeten, wie die Einsatzleiter Nicholas Romaniuk und Aloys Vimard sagten. Daraufhin besuchte ein Team der "Ocean Viking" die "Panther", die sich rund 70 Seemeilen nördlich der libyschen Küste in der Nähe des Bohrinsel-Standortes Bouri befand. Die "Panther" ist dem Internetauftritt von Opielok zufolge ein 2011 gebautes gut 70 Meter langes Versorgungsschiff, das unter der Flagge von Antigua und Barbuda fährt.

Bei dem Besuch sei klargeworden, dass die libysche Küstenwache mit Waffen an Bord gekommen sei und erfolglos versucht habe, die Menschen mitzunehmen, sagte Vimard von "Ärzte ohne Grenzen". Es sei von einer "Panik" die Rede gewesen. Mindestens zwei Leute seien von Bord gesprungen, aber wieder gerettet worden, sei ihnen berichtet worden. Ein weiterer Mann habe sich mit Treibstoff übergossen und gedroht, sich bei einer Rückführung anzuzünden, sagte der Einsatzleiter unter Berufung auf die Gespräche auf der "Panther". Alle Betroffenen und die übrigen seien aber bei ihrem Besuch wohlauf gewesen, fügte er hinzu.

Am Sonntagmorgen befanden die Geretteten sich demnach weiter auf der "Panther". Die Reederei Opielok war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Die "Ocean Viking" habe die Menschen nicht übernehmen können, weil sie von den Seefahrtsbehörden nicht dazu autorisiert sei, erklärte SOS-Méditerranée-Einsatzleiter Romaniuk. Dass Handelsschiffe wie die "Panther" im zentralen Mittelmeer Flüchtlinge und Migranten retteten und dann in Schwierigkeiten gerieten, komme immer wieder vor. Auch jedes Handelsschiff müsse Menschen aus Seenot retten, macht Romaniuk klar. Aber europäische staatliche Schiffe sollten Rettungsaktionen durchführen, um Todesopfer zu verhindern und Handelsschiffe zu entlasten.

Auch auf dem Rettungsschiff "Alan Kurdi" der deutschen Organisation Sea-Eye harrten am Sonntag noch 69 aus Seenot gerettete Flüchtlinge aus. Von insgesamt 84 am Donnerstag aufgenommenen Menschen seien inzwischen 15 evakuiert worden, unter ihnen Neugeborene und Kleinkinder, sagte Sea-Eye-Sprecher Julian Pahlke auf Anfrage dem epd in Regensburg. Die Situation auf dem Schiff werde immer schlechter.

Nach dem Bootsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa bargen Taucher am Samstagabend die Leichen von sieben weiteren Flüchtlingen. Die Menschen kamen ums Leben, nachdem ihr Boot eine Woche zuvor bei hohem Seegang gekentert war. Die Küstenwache rettete 149 Menschen, mindestens zwölf kamen ums Leben.

epd ps/lbm/bg mih