Volkstrauertag: Mutiges Eintreten gegen Rechtspopulismus gefordert

Volkstrauertag: Mutiges Eintreten gegen Rechtspopulismus gefordert
«Aus Hass wird Mord»
Zum Volkstrauertag spricht der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Wolfgang Schneiderhan über aufkeimenden Rechtspopulismus in Deutschland - und warnt vor einer Revision der Geschichte.

Berlin (epd). Der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhan, hat die deutsche Bevölkerung dazu aufgerufen, sich Rechtspopulisten mutig entgegenzustellen. "Wir erleben in unserem Land gerade wieder, dass aus Hasspropaganda Hass und aus Hass Mord wird", sagte der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr am Sonntag bei der zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag im Bundestag. Es müssten nicht nur die Straftäter verurteilt, sondern auch den geistigen Brandstiftern entgegengetreten werden. Im Mittelpunkt der Gedenkfeier stand die Erinnerung an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren.

Die Toten, derer am diesjährigen Volkstrauertag gedacht werde, müssten die letzten Kriegstoten in Europa bleiben, forderte Schneiderhan. "Um das sicherzustellen, müssen wir in unseren Gesellschaften denen deutlich entgegentreten, die die Lehren und Erfahrungen der Geschichte revidieren wollen, die diesen ungeheuren Zivilisationsbruch des Zweiten Weltkriegs als kleinen Betriebsunfall einer tausendjährigen deutschen Heldengeschichte darstellen wollen", sagte er.

Die Methode der Populisten sei die Provokation, "immer eingeleitet mit einem: Man wird doch wohl noch sagen dürfen", sagte Schneiderhan. Natürlich dürfe viel gesagt werden, auch Unsinniges, "aber die Anständigen in unserem Land, und das ist die große Mehrheit, sollten sich nicht abwenden und damit zulassen, dass die Grenzen des Sagbaren immer weiter ins Unmenschliche verschoben werden".

Der ehemalige Stadtpräsident von Breslau, Rafal Franciszek Dutkiewicz, der bei der Veranstaltung die Gedenkrede hielt, rief ebenfalls dazu auf, "die Welle des Populismus und des Nationalismus zu brechen, die auch durch Europa rollt." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erinnerte im Totengedenken an alle Opfer von Krieg und Gewalt.

An der Gedenkfeier nahmen auch der Vizebundestagspräsident Wolfgang Kubicki (FDP), der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, sowie verschiedene Botschafter, Abgeordnete und Vertreter der Religionsgemeinschaften teil. Der Landesjugendchor Brandenburg begleitete die Gedenkstunde in Kooperation mit dem Kammerchor Adoramus aus der polnischen Grenzstadt Slubice musikalisch. Davor legte der Bundespräsident zusammen mit Vertretern von Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht an der zentralen Gedenkstätte, der Neuen Wache in Berlin, Kränze für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nieder.

Bei einer weiteren Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee warnte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, vor einer schleichenden Gewöhnung an Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus. Es sei eine Verpflichtung gegenüber den Toten zweier Weltkriege und gegenüber den ermordeten Juden in der NS-Zeit, sich nie an solche Zustände zu gewöhnen.

Am Volkstrauertag gedenkt Deutschland der Toten von Krieg und Gewaltherrschaft. Der Volkstrauertag war auf Anregung des Volksbundes 1952 wieder eingeführt worden. Seine Ursprünge gehen bis in das Jahr 1922 zurück. Der Gedenktag wird jedes Jahr zwei Wochen vor dem ersten Advent begangen. Der Volksbund kümmert sich im Auftrag der Bundesregierung um die Gräber von etwa 2,7 Millionen Kriegstoten auf 832 Soldatenfriedhöfen in 45 Staaten.