Missbrauchsbeauftragter Rörig: Betroffene sind keine Bittsteller

Missbrauchsbeauftragter Rörig: Betroffene sind keine Bittsteller
12.11.2019
epd
epd-Gespräch: Bettina Markmeyer

Berlin (epd). Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, erwartet von der evangelischen Kirche weitere Anstrengungen im Umgang mit der Missbrauchs-Problematik. Die Kirche müsse bei der Aufarbeitung und Prävention "das Maximum wollen und auch das Maximum tun", sagte Rörig dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin.

Rörig spricht an diesem Dienstag vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Dresden. Im Gespräch mit dem epd bescheinigte er der Kirche Fortschritte im Umgang mit den Skandalen der Vergangenheit. "Wichtige Schritte sind absolviert, weitere müssen aber folgen", sagte er. Rörig begrüßte die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Betroffene, die Ausschreibung unabhängiger Studien zur Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in der evangelischen Kirche und in den Einrichtungen der Diakonie.

Wichtig sei auch, dass es künftig einen Betroffenbeirat geben solle. Es dürfe niemals mehr passieren, sagte Rörig, "dass Betroffene als Störende und Bittstellende behandelt werden. Vielmehr müssen sie Unterstützung bei der individuellen Aufarbeitung bekommen und mit starken Rechten ausgestattet werden." Darüber sei er auch mit dem Beauftragtenrat der EKD im Gespräch.

Dem Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt gehören mehrere Bischöfe und die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs an, die die Aufklärung und Bekämpfung von sexuellem Missbrauch in der Kirche entschlossen vorantreibt. Die EKD-Synode hatte vor einem Jahr in Würzburg einen Elf-Punkte-Plan über Vorhaben zur Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch beschlossen. In Dresden will die Synode eine erste Bilanz ziehen. Auch Betroffene nehmen an den Beratungen teil.

Der Missbrauchsbeauftragte Rörig sagte, er wolle die Mitglieder des Kirchenparlaments auch dafür sensibilisieren, wie dramatisch die Missbrauchs-Problematik sei. Tausende Mädchen und Jungen seien sexueller Gewalt ausgesetzt. Durch die digitalen Medien kämen neuartige Taten und Formen von Gewalt hinzu. "Wir dürfen nicht einfach so hinnehmen, dass zehn Jahre nach dem sogenannten Missbrauchsskandal sexuelle Gewalt noch immer trauriger Alltag vieler Kinder und Jugendlichen ist", sagte Rörig.