Hoeneß ermutigt psychisch kranke Sportler zu Offenheit

Hoeneß ermutigt psychisch kranke Sportler zu Offenheit

Hannover (epd). Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat Sportler mit psychischen Erkrankungen wie einer Depression ermutigt, sich gegenüber ihren Vereinen zu öffnen. "Mit einem Bekenntnis zu dieser Krankheit und mit einer Therapie ist die Krankheit heilbar", sagte Hoeneß am Montagabend in Hannover bei einer Veranstaltung der Robert-Enke-Stiftung. "Wenn man weiß, dass man sich öffnen darf, ist schon viel gewonnen." Die Arbeit der 2010 gegründeten Robert-Enke-Stiftung sei für psychisch erkrankte Sportler eine große Hilfe.

Der frühere Fußball-Nationaltorwart Robert Enke von Hannover 96 hatte sich vor zehn Jahren, am 10. November 2009, im Alter von 32 Jahren das Leben genommen. Er litt unter Depressionen und versteckte seine Krankheit vor der Öffentlichkeit, weil er fürchtete, stigmatisiert zu werden.

Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, berichtete von zahlreichen intensiven Gesprächen mit dem früheren Bayern-Profi und Fußball-Nationalspieler Sebastian Deisler, der ebenfalls unter Depressionen litt. Deisler hatte Hoeneß ins Vertrauen gezogen. Er erklärte 2007 im Alter von 27 Jahren das Ende seiner Karriere. Deisler erhielt vom FC Bayern einen Vertrag, nach dem er jederzeit wieder zu den alten Konditionen hätte zurückkehren können. "Leider hat er das nicht geschafft", sagte Hoeneß. Deisler lebt heute in Freiburg.

Scharfe Kritik äußerte der Bayern-Präsident an abfälligen und beleidigenden Kommentaren im Internet, die auch Leistungssportlern zu schaffen machten. "Wenn wir es in unserer Gesetzgebung nicht schaffen, dass auch im Internet Leute verfolgt werden, die beleidigen, die mobben, die unter Druck setzen, dann wird unsere Gesellschaft noch viel größere Schwierigkeiten bekommen, als sie jetzt schon hat", sagte Hoeneß.

Robert Enkes Witwe Teresa betonte, der Profifußball trage keine Schuld am Entstehen von Depressionen: "Nicht der Fußball macht krank, sondern die Krankheit, die Disposition." Der Fußball werde immer bleiben, wie er ist: "Die werden sich nicht mit Wattebällchen beschmeißen." Wichtig sei jedoch, dass erkrankte Spieler im Verein und bei ihren Mitspielern auf ein Klima der Akzeptanz stießen.

Nach dem Tod ihres Mannes sei das Thema Depression im Leistungssport kein Tabu mehr, sagte Teresa Enke. "Eine Depression ist behandelbar, man muss keine Scheu haben, sich zu öffnen. Je früher das beginnt, desto größer sind die Heilungschancen." Teresa Enke ist Vorsitzende der Robert-Enke-Stiftung, die psychisch erkrankte Sportler unterstützen will. Die Stiftung hat unter anderem ein bundesweites Netz von etwa 70 Sportpsychiatern aufgebaut.

Bei der Veranstaltung im Theater am Aegi verlieh die Stiftung erstmals den mit insgesamt 17.500 Euro dotierten "Förderpreis Seelische Gesundheit im Nachwuchsleistungssport". Der erste Preis mit 10.000 Euro ging an den Olympiastützpunkt Berlin, wo Sportpsychologinnen den Athleten zur Seite stehen. Prämiert wurden auch der Fußballclub TSG 1899 Hoffenheim und das Sportinternat Knechtsteden im nordrhein-westfälischen Dormagen.