Zwickau weiht neuen Gedenkort für NSU-Opfer ein

Zwickau weiht neuen Gedenkort für NSU-Opfer ein
Merkel besucht Denkmal am Montag
Das Absägen eines Baumes im Gedenken an das NSU-Opfer Enver Simsek sorgte bundesweit für Entsetzen. Die Stadt hat nun neue Bäume gepflanzt und will den Gedenkort am Sonntag neu einweihen. Am Montag will Kanzlerin Merkel den Ort besuchen.

Zwickau, Berlin (epd). Im sächsischen Zwickau wird nach der Zerstörung des ersten Gedenkorts für die NSU-Mordopfer das Denkmal neu eingeweiht. Bei der Veranstaltung im Schwanenteichpark soll jeder der zehn für die Opfer gepflanzten Bäume eine Gedenkplatte erhalten, sagte Stadtsprecher Mathias Merz am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein erster Gedenkbaum für den ermordeten Blumenhändler Enver Simsek war Anfang Oktober in Zwickau abgesägt worden. Am Montag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Gedenkort besuchen.

Wie die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Freitag mitteilte, kommt die Kanzlerin gemeinsam mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und der Zwickauer Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) dorthin. Geplant ist die Niederlegung von Blumen und ein kurzer Gang über das Gelände. Merkel besucht zuvor eine Festveranstaltung beim Automobilhersteller Volkswagen in Zwickau.

Das Absägen des Gedenk-Baumes hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Zwickaus Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) sprach von einer "ruchlosen Tat". Simsek war das erste von insgesamt zehn Opfern der Mordserie ds rechtsterroristischen "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) von 2000 bis 2011. Die Terrorzelle der Neonazis Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatte fast 14 Jahre lang im Untergrund gelebt, zuletzt in Zwickau.

Mit dem Gedenkort soll laut Stadtverwaltung ein "starkes Zeichen für mehr Toleranz und gegen das Vergessen der menschenverachtenden NSU-Taten" gesetzt werden. Die Bäume waren seit Anfang der Woche im nördlichen Teil des Schwanenteichparks gepflanzt worden. Seither werden sie Merz zufolge von der Polizei rund um die Uhr bewacht. Auf den Gedenkplatten, die am Sonntag in den Boden vor den Bäumen eingelassen werden sollen, stehen jeweils die Namen der Opfer.

Durch Fehler der Behörden blieb der NSU jahrelang unentdeckt. Erst 2011 flog die Terrorzelle auf. Im Februar 2012 veranstaltete die Bundesregierung eine Gedenkstunde für die Opfer, in der Merkel die Morde der Rechtsterroristen als "Schande für unser Land" bezeichnete.

epd co/lob jup