Bischof gegen Bischof: Streit ums Y-Chromosom

Bischof gegen Bischof: Streit ums Y-Chromosom

Regensburg/Essen (epd). Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat seinen Essener Kollegen Franz-Josef Overbeck scharf kritisiert. Es sei "einigermaßen verwunderlich", dass eine "namhafte kirchliche Stimme" in der "Bild"-Zeitung den Unterschied zwischen Mann und Frau einzig am Y-Chromosom festmache, sagte Voderholzer laut Mitteilung seiner Diözese am Donnerstagabend in einer Predigt in Regensburg. Overbeck hatte Anfang der Woche im Interview geäußert, dass die meisten Menschen den Zugang zum Priesteramt nicht an einem Chromosom festmachen könnten.

"Sollte mit dem genannten biologistischen Argument das Argumentations-Niveau des bevorstehenden 'synodalen Weges' vorgezeichnet sein, dann sehe ich ehrlich gesagt wenig Sinn darin, dabei mitzumachen", sagte Voderholzer weiter. Die Geschlechterdifferenz sei mehr als ein Chromosomenunterschied - sie präge das Menschsein, begründe die Weitergabe des Lebens und damit die Zukunft der Geschichte.

Der "synodale Weg" ist ein kirchlicher Reformprozess, der am 1. Dezember in Frankfurt beginnen soll. Bischöfe und katholische Laien wollen in einer verabredeten Struktur die Folgen des Missbrauchsskandals, klerikalen Machtmissbrauch, Fragen der katholischen Sexualmoral und die Rolle der Frauen in der Kirche diskutieren. In zwei Jahren soll der Prozess beendet sein.

Auf der Herbstvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Fulda hatten sich die Bischöfe auf einen Satzungsentwurf geeinigt. Voderholzer und sein Kölner Kollege, Kardinal Rainer Maria Woelki, hatten der Satzung nicht zugestimmt, jedoch erklärt, den "synodalen Weg" zunächst mitgehen zu wollen. Woelki hatte kürzlich in einem Interview mit dem Monatsmagazin "Cicero" (November) erneut Vorbehalte geäußert, die möglichen Beschlüsse des "synodalen Wegs" in seiner Diözese umzusetzen.

epd lbm hei