EKD-Vize Kurschus: Kirche ermutigt zur Freiheit

EKD-Vize Kurschus: Kirche ermutigt zur Freiheit

Wittenberg (epd). Die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat zum Reformationstag vor Ausgrenzung gewarnt. Gegenwärtig zögen Spuren von Menschenverachtung und hasserfüllter Wut durch sämtliche Teile Europas und der ganzen Welt, sagte die westfälische Präses am Donnerstag in der Wittenberger Schlosskirche. In der Regel suche sich der Zorn die Schwachen als Opfer: "Er diskriminiert alle, die irgendwie 'anders' sind", warnte die leitende Theologin.

Auch in Deutschland gebe es Stimmen, die einteilen wollten, wer in der Gesellschaft dazugehöre und wer nicht, kritisierte Kurschus laut Predigttext. Erschreckend bereitwillig würden Menschen ihre Freiheit aufgeben, nur damit ihnen jemand die Angst und das Denken abnehme. Die ältere Generation habe erlebt, "wie leicht man berauscht, ja geradezu besoffen werden kann an der Unfreiheit". Gott wolle hingegen freiheitliche Menschen, unterstrich Kurschus. Diese schauten auch über den Tellerrand: "Sie machen den Mund auf, wo die Würde und die Freiheit anderer in den Dreck gezogen werden". Diese mutigen Menschen machten keinen Hehl daraus, dass Freiheit ein Geschenk sei.

An die Tür der Wittenberger Kirche, in der Kurschus predigte, soll der Reformator Martin Luther der Überlieferung nach 1517 seine 95 Thesen angeschlagen haben, die zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung und der Gründung der evangelischen Kirchen wurden. Der Reformationstag am 31. Oktober ist gesetzlicher Feiertag in den neun Bundesländern Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.