Retter erheben Vorwürfe gegen Malta nach Notfall auf "Alan Kurdi"

Retter erheben Vorwürfe gegen Malta nach Notfall auf "Alan Kurdi"

Regensburg, Lampedusa (epd). Deutsche Seenotretter werfen Malta Versagen bei der Hilfe in einem medizinischen Notfall an Bord der "Alan Kurdi" vor. Die Evakuierung einer blutenden Schwangeren sei von Malta am Sonntag zunächst zugesichert, dann verschoben und schließlich aufgrund des Wetters abgesagt worden, erklärte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Montag. Die Frau aus Nigeria sei dann letztlich von der italienischen Küstenwache nach Lampedusa gebracht worden.

Die "Alan Kurdi" habe die maltesische Rettungszone durchquert, das Wetter sei gut gewesen, sagte der Arzt und Missionsleiter Jan Ribbeck. Formal sei Malta zuständig gewesen, die Evakuierung zu organisieren. Die Behörden hätten aber schließlich darauf verwiesen, dass das Schiff näher an Lampedusa liege. Vor der italienischen Insel wartete die "Alan Kurdi" am Montag weiter auf eine Genehmigung, rund 90 am Wochenende gerettete Flüchtlinge an Land bringen zu dürfen.

Bei ihrem Rettungseinsatz in internationalen Gewässern am Samstag war die Besatzung nach eigenen Angaben massiv von libyschen Einsatzkräften bedroht worden. Die Libyer hätten Schüsse in die Luft und in das Wasser abgegeben und die Waffen auf die Menschen im Wasser gerichtet. Außerdem hätten sie der Crew über Funk mit der Ausrichtung des Bordgeschützes auf ihr Schiff gedroht. Letztlich sei es aber gelungen, die Flüchtlinge auf die "Alan Kurdi" zu bringen. An Bord habe ein junger Mann allerdings seinen Bruder als vermisst gemeldet. Es sei nicht klar, ob der Vermisste von den libyschen Milizen entführt worden oder bei dem Rettungseinsatz ertrunken sei.

epd lbm/svo kfr