Wegen AfD-Mitarbeit: Laienprediger darf nicht mehr auf die Kanzel

Wegen AfD-Mitarbeit: Laienprediger darf nicht mehr auf die Kanzel

Herrenberg/Stuttgart (epd). Ein evangelischer Laienprediger im Kirchenbezirk Herrenberg bei Böblingen darf künftig nicht mehr auf die Kanzel: Der 72-jährige Joachim Lauk muss sein Ehrenamt als Prädikant der Evangelischen Landeskirche in Württemberg nach 41 Jahren aufgeben, weil er im Vorstand eines AfD-Ortsverbandes engagiert ist. Dekan Eberhard Feucht begründete den Schritt gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag damit, dass Lauk durch seine profilierten öffentlichen Äußerungen, etwa in Leserbriefen, in den Gemeinden viel Vertrauen verloren habe.

Der AfD-Politiker hat für den Entschluss seiner regionalen Kirchenleitung kein Verständnis. Extreme Positionen seien ihm nie vorgeworfen worden, an seinen Gottesdiensten habe es keine Kritik gegeben, sagte er dem epd. Er sei mit einer Jüdin verheiratet und tue sich mit einigen antisemitischen Tendenzen in der AfD schwer, räumte er ein. Doch habe er in der Partei auch "sehr gute Begegnungen mit ernstzunehmenden Christen" gehabt.

Die Beauftragung von Prädikanten muss in der Regel alle sechs Jahre erneuert werden, in Lauks Fall wird es die übliche Wiederbeauftragung in diesem Jahr nicht mehr geben. Er hat nach Angaben des Dekans schon jetzt in fünf Gemeinden im Herrenberger Kirchenbezirk Kanzelverbot, weitere Gemeinden würden folgen. Seine öffentlich geäußerte Formulierungen wie "Merkel-Regime" oder "Stimmvieh" seien Gemeindemitgliedern schwer aufgestoßen, sagte Feucht. Dennoch habe man bis zur anstehenden Wiederbeauftragung gewartet und Lauk bewusst nicht schon vorher die Beauftragung entzogen.

Oliver Hoesch, Sprecher der Landeskirche, sagte dem epd, dass eine AfD-Mitgliedschaft nicht Ausschlussgrund für die Mitarbeit in der Kirche sei. Lauks Parteiengagement sei im Kirchenbezirk bekannt gewesen, und unabhängig davon habe er in den vergangenen sechs Jahren den Prädikantendienst versehen können. Wenn aber das Vertrauen in den Gemeinden zu einem Prädikanten offenkundig schwinde, hätten die Verantwortlichen vor Ort die Möglichkeit, eine Wiederbeauftragung abzulehnen.

Lauk versieht das Predigeramt nach eigenen Angaben seit 1978 und hat eine zusätzliche Qualifikation für Taufen und Abendmahlfeiern erworben. Zu seinen kirchlichen Ehrenämtern gehörte auch der Vorsitz im Kirchengemeinderat in Nebringen (Kreis Böblingen). An diesem Sonntag wird er im Herrenberger Ortsteil Oberjesingen seinen letzten Prädikantengottesdienst halten.