Mexikaner erinnern am Jahrestag an das Verschwinden von 43 Studenten

Mexikaner erinnern am Jahrestag an das Verschwinden von 43 Studenten

Oaxaca de Juárez, Mexiko-Stadt (epd). Am fünften Jahrestag des Verschwinden von 43 Studenten in Mexiko haben zahlreiche Menschen bei Demonstrationen an das Verbrechen erinnert. Unter Beteiligung der Eltern der verschwundenen jungen Männer gingen am Donnerstag (Ortszeit) in Mexiko-Stadt Tausende auf die Straße und forderten eine Aufklärung des Falles. Auch in anderen Städten fanden Demonstrationen statt.

Am Vormittag zogen die Angehörigen ins Parlament. Dort hielten sie Schilder mit den Bildern ihrer Söhne in die Höhe, zählten unter Beteiligung vieler Abgeordneter bis 43 und riefen: "Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück." Mindestens hundert Schulen, Universitäten und andere Ausbildungsstätten im Land blieben geschlossen, weil sie bestreikt wurden.

Die 43 Studenten des Lehramtsseminars Ayotzinapa waren am 26. September 2014 in der Stadt Iguala von Polizisten festgenommen, Kriminellen übergeben und von diesen verschleppt worden. Bis heute fehlt von ihnen jede Spur. Nach Angaben des damaligen Generalstaatsanwalts Jesús Murillo Karam wurden sie auf einer nahe gelegenen Müllhalde verbrannt. Das sei die "historische Wahrheit", erklärte Karam vier Monate nach der Tat und wollte die Ermittlungen beenden. Eine internationale Expertenkommission sowie Forensiker widerlegten jedoch diese Version vom Tathergang.

Der seit Dezember 2018 amtierende Präsident Andrés Manuel López Obrador hat versprochen, den Fall vorbehaltlos aufzuklären. Er rief eine Wahrheitskommission ins Leben und schuf eine Sonderstaatsanwaltschaft, die auch gegen hochrangige Strafverfolger wie Murillo Karam ermittelt. Am Mittwoch lobte López Obrador eine Belohnung von einer Million Pesos (rund 46.000 Euro) für Hinweise aus, die zur Überführung eines mutmaßlichen Haupttäters führen. Auf seiner täglichen Pressekonferenz trat der Staatschef mit einem T-Shirt auf, auf dem "Ayotzinapa" stand. In den vergangenen Monaten mussten 77 von 142 inhaftierten verdächtigen Polizisten und Kriminellen freigelassen werden - viele, weil sie nach ihrer Verhaftung gefoltert oder durch Aussagen belastet wurden, die unter Folter entstanden sind.