Mindestens zwei Kandidaten für Führungsspitze des Reformierten Bundes

Mindestens zwei Kandidaten für Führungsspitze des Reformierten Bundes

Nürnberg (epd). Mindestens zwei Kandidaten bewerben sich um das Amt des Moderators beim Reformierten Bund. Das Repräsentantenamt bei den rund 1,5 Millionen evangelisch-reformierten Christen in Deutschland wollen die Pastorin der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Kathrin Oxen, und der Bielefelder Pfarrer Bernd Becker antreten. Becker, Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe, wurde am Donnerstagabend bei der Hauptversammlung des Reformierten Bundes in Nürnberg vorgeschlagen. Oxen stand bereits zuvor als Kandidatin für das Ehrenamt fest.

Außerdem will als Moderator auch der Nürnberger Theologe Georg Rieger kandidieren, der dafür aber zunächst einen der Sitze im Leitungsgremium, dem Moderamen, erhalten muss. Die Hauptversammlung des Reformierten Bunds kommt alle zwei Jahre an einem anderen Ort zusammen und berät in diesem Jahr bis Samstag dreitägig in der Nürnberger Kirche St. Martha. Die Wahlen sind für Freitagnachmittag geplant.

Der bisherige Moderator Martin Engels aus Bonn ist wie zuvor angekündigt nach seinem Bericht am Donnerstag zurückgetreten. Er begründete den Schritt damit, dass ein solches Ehrenamt mit seinem Hauptberuf und der Familie schwer zu vereinbaren sei. Engels ist seit kurzem Leiter des Evangelischen Forums in Bonn.

Am Beispiel des Streits über das Tragen von Kopftüchern in Schulen warnte Engels in seinem Bericht vor der Wirkung der "Themensetzung aus dem äußeren rechten Rand". "Wir müssen aufpassen, dass die Saat der Zwietracht nicht bereits in unserer Wahrnehmung Wurzeln treibt", sagte er vor den rund 120 Teilnehmern der Versammlung. Die Kirchengemeinden müssten einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Demokratie leisten.

Engels beklagte auch eine gesellschaftliche und mediale Gleichgültigkeit gegenüber demokratisch legitimierten Einsätzen der Bundeswehr. Er könne es nicht fassen, dass die Frage nach kostenlosen Bahntickets für Soldaten die Menschen mehr beschäftige als deren Einsätze, erklärte er. In der Diskussion über den Klimaschutz lohne es sich, sich mit Fragen zu befassen, wie das Thema Klima mit den Folgen von Gerechtigkeit und Frieden verbunden sei, stellte Engels fest. Die Hauptversammlung des Reformierten Bunds beschloss, an diesem Freitag geplante Arbeitsgruppen ausfallen zu lassen und stattdessen an einer Kundgebung zum Klimastreik teilzunehmen.

Dem als Verein organisierten Reformierten Bund gehören Einzelpersonen sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer und die Lippische Landeskirche an. Dazu kommen zahlreiche Kirchengemeinden vor allem aus den unierten Kirchen im Rheinland, in Westfalen, in Bremen und in Hessen-Nassau. 2005 verlegte der Reformierte Bund seinen Sitz nach Hannover. Dort befindet er sich seit 2014 mit der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen unter demselben Dach.