Schäuble würdigt Rolle der Kirchen im Versöhnungsprozess

Schäuble würdigt Rolle der Kirchen im Versöhnungsprozess
Politiker und Kirchenvertreter aus Polen und Deutschland haben in einem Gedenkgottesdienst im Berliner Dom gemeinsam an den Beginn des Zweiten Weltkriegs erinnert. Der Bundestagspräsident würdigte die zentrale Rolle der Kirchen bei der Versöhnung.

Berlin (epd). Christen aus Polen und Deutschland haben am Sonntag mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst im Berliner Dom an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren erinnert. Unter den Gästen waren Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), seine polnische Amtskollegin, Sejmmarschallin Elzbieta Witek, und der Landesbischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Jerzy Samiec.

"Es ist nicht selbstverständlich, was wir heute tun", sagte der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge in seiner Predigt: "Es ist ein großes Geschenk, das wir heute empfangen dürfen." Dass der Gottesdienst gemeinsam mit polnischen Gästen gefeiert werden könne, "dass sie heute hier sind, ist ein großes Zeichen für uns, das wir dankbar annehmen. Sie feiern heute mit uns ein Zeichen der Versöhnung. Das berührt mich tief", sagte Dröge.

Den Gottesdienst gestaltete der Warschauer Pfarrer Piotr Gas gemeinsam mit den Dompredigern Thomas C. Müller und Petra Zimmermann. Der Berliner Rabbiner Andreas Nachama sang das jüdische Totengebet. Im Anschluss an den Gottesdienst unterzeichneten die Berliner Domgemeinde und die Warschauer St.-Trinitatis-Gemeinde eine Partnerschaftsvereinbarung. Die Warschauer Trinitatis-Kirche war zwei Wochen nach Kriegsbeginn von deutschen Bombern zerstört worden.

"Heute begründen sie hier eine Partnerschaft zwischen einer polnischen und einer deutschen Gemeinde", sagte der Berliner Landesbischof Dröge. Das erfülle "uns mit großer Demut und Dankbarkeit".

Bundestagspräsident Schäuble sagte in einem Grußwort, die Deutschen seien sich der historischen Schuld und der daraus erwachsenden bleibenden Verantwortung bewusst. "Und wir wissen: Es braucht die Begegnung, das Zuhören, den Austausch, wenn wir einander besser verstehen wollen - gerade die Traumata unserer jeweiligen Geschichte", sagte Schäuble.

Er betonte die zentrale Rolle der Kirchen im Prozess der Verständigung und Versöhnung zwischen Polen und Deutschland. Glaube mache an Grenzen nicht halt. "Die Kirchen konnten deshalb einen erheblichen Anteil daran nehmen, dass Deutsche und Polen wieder zueinanderfanden", sagte der Bundestagspräsident.

Seine polnische Amtskollegin Witek sagte, der 1. September sei ein besonderer Jahrestag, "ein Jahrestag, dem man nicht mit Gleichgültigkeit begegnen kann, der nicht vergessen werden darf". Diese Wahrheit gelte für Polen und Deutsche gleichermaßen. Sie sei dankbar, "dass ich heute eingeladen wurde, damit wir gemeinsam den Beginn dieser tragischen Ereignisse mit Würde gedenken können, die am 1. September 1939 ihren Anfang nahmen", fügte die Sejmmarschallin hinzu.